Helmut Schiestl: Die Zeit. Short Story
„Ist das nun eine Uhr oder ist es keine Uhr?“, fragte sich der Dichter, und verglich das im Licht schillernde Zifferblatt der im Lokal hängenden Uhr mit seiner Armbanduhr.
„Ist das nun eine Uhr oder ist es keine Uhr?“, fragte sich der Dichter, und verglich das im Licht schillernde Zifferblatt der im Lokal hängenden Uhr mit seiner Armbanduhr.
Es war gegen Mitternacht, als ich wieder zurückkehrte. Wie in einem Albtraum war ich im Schock aus der Wohnung gestürzt und hatte dabei alle Türen sperrangelweit offenstehen lassen. Wobei – Letzteres war vielleicht auch ein bisschen Absicht gewesen.
Ich stand in der Designerküche von Franco - seit zwei Monaten auch meine Küche - und drehte versonnen an meinem Ehering, während ich durch das Fenster ein Paar auf dem Balkon gegenüber beobachtete, das sich intensiv küsste.
„Schon wieder?“, fragte mein Mann und dachte sich: „Um Gottes Willen, was ist wieder passiert?“ Seit 24 Jahren renoviere ich Schritt für Schritt ein vom kommunistischen System konfisziertes Anwesen meiner Großmutter.
Nach einer einwöchigen Gruppenreise durch die Sowjetunion – von Leningrad über Moskau nach Kiew – befanden wir uns auf dem Heimweg mit der Eisenbahn. Die Fahrt dauerte zwei Nächte und einen Tag.
Julian hob mich hoch und trug mich zum Bett, wo er mich sanft niederlegte. Er beugte sich über mich und küsste mich leidenschaftlich, während seine Finger gleichzeitig nach dem Verschluss meines Brautkleides suchten.