Zu den Festtagen, Helmuth Schönauer, Wie warm, wie Winter! Short Story

Unser Hotel ist leer wie die anderen sechzehn Fünfsterne-Anlagen im Bergdorf, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Als Kinder sind meine Schwester und ich in den Tunneln mit dem Elektromobil gefahren und haben ab und zu Unfälle ausgelöst mit Versorgungswagen, die Tag und Nacht mit Fleisch oder Bettwäsche unterwegs sind. Jetzt sitzt meine Schwester schwanger in ihrer Lärchensuite und geht nicht mehr vor die Tür. Ich liege dieser Tage fast ununterbrochen im körperwarmen Freiluftpool und schalte ab und zu den Sprudel ein.

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Helmuth Schönauer, Der Rattenorden, Short Story

„Ist das Auftauchen eines Wasserwerfers für Sie eine Überraschung, oder haben sie insgeheim damit gerechnet?“ Den regionalen Fernsehredakteuren muss man eines lassen, sie saugen aus dem flachsten Non-Ereignis noch etwas heraus. Der angesprochene Wortspender steht mit einem Dutzend Demonstranten vor dem Landhaus und antwortet, wie es sich in einem Land mit absoluter Mehrheit einer Regierungspartei gehört: „Ich weiß es nicht.“

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Helmuth Schönauer, Flachgepflegt, Short Story

Unter den Bundesländern ist längst ein Wettbewerb ausgebrochen, wer den Wienern einen besonders hässlichen Baum andrehen kann. Die Oberösterreicher sind heuer sehr erfolgreich, was kaputte Bäume betrifft. Irgendwo hinter Aigen-Schlögl haben sie einen besonders vom Leben gezeichneten Nadelbaum gefunden, der den Wienern nun als Mahnmal dienen soll, nicht als Freude.

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Helmuth Schönauer, Outlet, Short Story

„Wenn du keine Shortstory zusammenbringst, stecken wir dich ins Altersheim!“ Die Kinder sind gnadenlos, zumal, wenn sie gut ausgebildet sind. Sie haben Entertainment, Psychologie, Theologie und Politikwissenschaft studiert, lauter Fächer, die den Vater in die Verwahrung bringen können, wenn er nicht mehr richtig drauf ist auf seiner blassen Lebensspur.

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Helmuth Schönauer, Steiles Ufer, Erinnerte Prosa

Im Westen der Stadt ist das Licht auf ein paar hundert Meter besser als im Rest des Talkessels, in welchen Innsbruck hineingepresst ist wie ein spontan operierter Magensack. Dieses Westlicht lässt sich am ehesten mit einer 4K-Performance vergleichen, wie sie oft aus Drohnen aufgenommen wird. Die Kanten sind überscharf und die Flächen wässrig farblos. Manchmal ergeben sich Lichtspiele, wie sie am späten Nachmittag in den herbstlichen Rhodopen Bulgariens auftreten.

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