Literarische Korrespondenz:
Norbert Hölzl an Elias Schneitter
Betrifft:
"Wenn Ihnen was nicht passt, beschweren Sie sich in Wien!"
Vom absurden Umgang der Kurz'schen Gesundheitskasse
mit Versicherten und Geld
Dass kein Wort wahr ist vom Getöse des Herrn Kurz, er spare mit der Zentralisierung der einst funktionierenden Gebietskrankenkassen hunderte Millionen, stand in allen Zeitungen.
Nichts war hingegen zu lesen, was dem Versicherten blüht, sofern er den Kassen-Tempel betreten darf. Ein Facharzt schrieb auf das Rezept eine Begründung. Die Apotheke erhielt eine Ablehnung. Es ging um 10 Euro. In der alten Kasse erlebte ich noch Chefärzte mit Hausverstand und Autorität. Also besuchte ich die Kasse und kam zu einer Chefärztin, Allgemeinmedizinerin. Der Facharzt hat doch alles genau begründet, sagte ich. Antwort: Ach wir haben so viele Fachärzte. Diese Dame ohne Facharztausbildung weiß natürlich alles besser als sämtliche Fachärzte von Innsbruck.
Ich habe mich nicht aufgeregt. 10 Euro kann ich verschmerzen, außerdem zahlt das die private Versicherung. Bei dieser Dame war klar, ob ich sie anspreche oder die Wand, ist dasselbe. Ohne jede Provokation sagte sie plötzlich: Und wenn Ihnen was nicht passt, beschweren Sie sich in Wien.
Ich ging ohne zu fragen, wo ich mich beschweren soll, vermutlich beim Bundeskanzler, denn sein kurzer Vorgänger hat den Unfug ja angezettelt.
Es kommt noch ärger: Man wünscht die Einreichungen digital. Das machte ich. Dann erhielt ich aus Wien einen 3-seitigen Brief, ich möge 2 Seiten mit der Post zurückschicken. Meine Arzt-Rechnung in der Höhe von 12 Euro sei nämlich in Innsbruck gescannt worden und in Wien verschwommen angekommen. Der Betrag 12 war deutlich zu lesen. Man wolle dennoch eine neue Kopie.
Wenn man Briefmarken und Arbeitszeit in Innsbruck und Wien zusammenzählt, kommt mindestens der 10-fache Betrag zusammen. Vor Kurz wurde so etwas am Schalter sofort erledigt, heute in 4 Monaten.
Ich habe noch in der alten DDR TV-Aufnahmen für den ORF gemacht. Da ging es genauso zu. Die DDR ist gescheitert an ihrer Arroganz, Überbürokratisierung und an mangelndem wirtschaftlichen Denken. Wandeln wir Goethes Worte leicht ab: Warte nur, balde krachest du auch.
Dabei hatte ich in der DDR ein Empfehlungsschreiben des Außenministeriums, man möge uns gut behandeln. Schließlich bezahlte der ORF meinen Bewacher nicht in Schilling oder DM, sondern in Schweizer Franken. Die gefürchteten sächsischen Damen an der Grenze schikanierten uns trotzdem genauso wie Normalreisende. Die Empfehlung eines fernen Ministeriums beeindruckte sie überhaupt nicht. So wie in Innsbruck heute, wo das ferne Wien eine offensichtlich anonyme Fernkontrolle übernommen hat.
Und so wurde aus den versprochenen hunderten Millionen an Einsparungen laut TT-Titelseite vom 23. 4. 2024 ein Milliardenloch. Der einzige Lichtblick war AK-Zangerl, der frühzeitig vor dem Abwandern der Macht und des Geldes nach Wien gewarnt hatte und nicht vor dem jugendlichen Genie niederkniete.
Tirol hatte einst Rücklagen. Wieviel davon übrig ist, weiß auch der Zangerl nicht. Laut TT schäumt er heute über den Kurz-Schluss. Geldflüsse bleiben geheim so wie einst in der DDR mit ihren seltsamen Schweizer Franken.
Ein Vorschlag in Güte: Den Riesen-Kassentempel, den die Versicherten bezahlten, aber nicht mehr betreten dürfen, könnte man ja vermieten und die Miete den Versicherten gutschreiben. Mit der Empfehlung: Man schicke seine Mails gleich nach Wien. Dann kommen sie nicht verschwommen an.
Ein Politiker sagte mir unlängst: Unser Einfluss von Tirol aus ist Null. Bei einem größeren Betrag können wir uns helfen. Wir rufen einen Parteifreund in Wien an. Dann spuren sie!
Betrifft: https://schoepfblog.at/elias-schneitter-die-patientenmilliarde-notizen/
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