Print Friendly, PDF & Email

Elias Schneitter
Oh du mein Österreich!
Ein alpenländischer Raunzer-Blues

Wer in Österreich arbeiten will und arbeiten kann, findet eine Arbeit, um sich zumindest ein bescheidenes Leben zu leisten.
Ja, aber Österreich ist trotzdem ein beschissenes Land.

Die Supermärkte und Einkaufstempel ebenso wie die Einkaufswägen quellen über vor Köstlichkeiten und Dingen, die eigentlich niemand braucht.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Kein Mensch in diesem Land muss verhungern oder verdursten, für alle gibt es zu essen und zu trinken.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Wer krank und schwach ist, der kann in Österreich zum Arzt gehen und ins Krankenhaus, wo er Hilfe bekommt.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Jeder in Österreich kann in ein Wirtshaus gehen oder zum Heurigen, ohne dass er fürchten muss, dass ihm ein Bombe auf den Kopf fällt.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Alle Pensionisten und Rentner in Österreich erhalten am Ersten pünktlich und regelmäßig ihre Pension, die einem zumindest das Überleben ermöglicht, ohne auf der Straße zu landen.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Der Hausmüll wird in Österreich regelmäßig abgeholt, frisches Trinkwasser kommt aus den Leitungen und Städte und Dörfer sind in der Regel sauber und ansehnlich.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Die Berge, die Seen, die Natur sind wirklich eine Pracht, die Millionen in unser Land treibt.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Jeder kann in Österreich seine noch so blöde und idiotische Meinung äußern, ohne dass er gleich eingesperrt oder vergiftet oder aus dem Fenster geworfen wird.
Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Jedem bietet Österreich viele Möglichkeiten, frei nach seinen Vorstellungen und Neigungen zu leben, ob hetero, schwul, bi oder was auch immer, ohne gleich verhaftet zu werden.
Ja, Österreich ist schon ein beschissenes Land.

Nein, Österreich ist wirklich ein beschissenes Land,
einfach beschissen und es wird höchste Zeit, dass sich da endlich radikal was ändert und neue Kräfte im Land das Heft in die Hand nehmen!

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. c. h. huber

    wieder mal großer dank für elias schneitters pointierten blog-eintrag. den sollte man all den berufsjammerern als pflichtlektüre vorsetzen. doch natürlich gibt es auch immer mal wieder verbesserungsbedarf in diversen belangen, auch neue herausforderungen. bis zur insel der wirklich seligen haben wirs noch nicht in allen bereichen gebracht – aber wer, welches land hat das schon?

  2. Otto Riedling

    Wer in Österreich in prekären Verhältnissen lebt und in den Medien Essensarmut beklagt, kann sich
    trotzdem Rauchwaren und/oder Spirituosen und/oder Bezahl(Sky)-TV leisten. Ja, aber Österreich
    ist schon ein beschissenes Land.

    Wer in Österreich mit dem Auto rast und/oder besoffen fährt, gehört trotz neuer Regelungen zur
    Leitkultur. Ja, aber Österreich ist schon ein beschissenes Land.

  3. Susanne Preglau

    Super!
    Danke!

Schreibe einen Kommentar