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Literarische Korrespondenz:
Monika Frenzel an Norbert Hölzl
Betrifft:
Ungerechtfertigte Kritik am Maximilianjahr

Sehr geehrter Herr Dr. Hölzl,

durch Zufall habe ich heute Ihre Kritik am Maximiliansjahr gelesen. Vieles davon ist berechtigt, besonders was die Unzahl von kleinen unnötigen Veranstaltungen ohne bleibenden Wert anbelangt. Genauso wie die Planlosigkeit, ohne etwas Bleibendes zu schaffen – eine vertane Chance, da gebe ich Ihnen recht.

Allerdings irren Sie sich auch in manchen Belangen. Sie kritisieren, ohne sich selbst davon überzeugt zu haben. Als Kleine Stadtführerin, als die Sie mich abkanzeln, erlaube ich mir, einige Richtigstellungen vorzunehmen:

Es gab im Jubiläumsjahr nicht 4, sondern insgesamt 25 Maximilians-Ausstellungen in Österreich, dementsprechend eng war der Leihgabensektor.
Die Jubiläums-Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg – immerhin fast den ganzen 1. Stock/ehem. Statthalter-Räume einnehmend – war die grösste davon. Sie zeigte über 90 hochkarätige Leihgaben, verbunden mit Touch-Screens, Augmented Realities und 3D-Präsentationen, darunter auch den Miniaturen-Triumphzug und das Ambraser Heldenbuch.

Wie mir scheint, waren Sie nie In der Ausstellung, sonst hätten Sie bemerkt, dass wir viel Besonderes geboten haben: nicht nur, dass Collanen und Roben des Ordens vom Goldenen Vlies erstmals ausserhalb Wiens gezeigt wurden, haben wir auch großartige Rüstungen aus der HJRK des KHM, Figuren des Kaisergrabmals in Speyer (unvollendet), die Originale seiner schriftstellerischen Tätigkeiten, wie Weisskunig, Theuerdank & Freydal ausgestellt, gekoppelt mit vielen Portraits, vom KHM bis zum Louvre reichend.

Am Besten wäre es, Sie würden sich den aufwändig gemachten Katalog einmal anschauen, dann würden Sie auch bemerken, dass ein hochkarätiges Team von Spezialisten mitgewirkt hat. Wir hatten auch ein Symposium unter der Patronanz von Dr. Manfred Hollegger, wo auch Dr. Inge Wiesflecker anwesend war, was wir
als große Auszeichnung betrachteten wegen ihres hohen Alters.

Wir haben nach wissenschaftlichen Recherchen versucht, eine Wiedergabe der maximilianischen Hofburg zu präsentieren, unter Heranziehung aller bekannten Aufnahmen, Grundrissen und Aufrissen, wobei der Drohnenflug über die Alpen und das spätmittelalterliche Innsbruck einen Besucherhit darstellen. Der Brautschmuck der Bianca Maria Sforza wurde nach einem Gemälde von Ambrogio de Predis von Swarovski nachgebaut und eine 3D Collane schmückt die Büste von Maximilian. Heiratspolitik, Jagd, Turniere und Selbstdarstellung zeigten ein breit gefächertes Bild von Maximilian und seiner Zeit.

Vom grossen Erfolg ermutigt gab HR Mag. Sahl als Burghauptmann die Weisung, das Ganze in eine Dauerausstellung umzuwandeln. Dies stellte mein Team und mich schon vor einige Schwierigkeiten, müssen doch alle Leihgaben nach 6 Monaten retourniert werden. Manfred Corrine, mein Artdirektor, unser Architekt Gerhard Veigel und ich zauberten eine solide Infrastruktur der Ausstellung – immerhin am Originalschauplatz – und sind bereits zweimal der Aufgabe nachgekommen, eine Sonderpräsentation zu organisieren. Einmal zeigten wir die Mummereien (eigener Raum), wo es gelungen ist, Blätter Innsbruck zuzuweisen
und das zweite Mal präsentierten wir Turnierbücher, die den Beweis lieferten, dass der RENNPLATZ der Turnierplatz des Kaisers war! Trotz Pandemie schafften wir es, dies in einem schönen Rahmen zu präsentieren.

Und für 2023 zeigen wir Highlights aus der Innsbrucker Hofplattnerei, wo als Attraktion der HÖRNERHELM Heinrichs VIII. u.a. zu sehen sein wird….Das nur nebenbei – Bereits 1969 unter Egg und 1956 unter Ortwin Gamber & Bruno Thomas, zwei ausgesprochen verdienstvolle Wissenschaftler, die auch ein Verzeichnis der Marken der Innsbrucker Plattner herausgegeben haben, war dieses Prachtstück hier zu sehen. Ich habe es ebenfalls geschafft, dass wir diese Sensation im kommenden Sommer nach Innsbruck bekommen – da würde ich Sie dann schon bitten, dass Sie sich persönlich in die Hofburg begeben und sich
vor Ort überzeugen, dass wir als einzige Institution Nachhaltigkeit beweisen, da wir eine bleibende Maximilians-Präsentation geschaffen haben, die ständig neu belebt wird!

Heute hat man mit der modernen Technik so tolle Möglichkeiten, etwas gut zu präsentieren…Da ich ja Kunsthistorikerin (Prof. Lutterotti/Mackowitz & Historikerin bei Prof. Pivec) bin, lege ich auch auf besondere Präsentation grossen Wert – die
gesamte Max-Ausstellung läuft ausschliesslich über die BHÖ WIEN, was nicht immer einfach ist!

Das mit den Imperatorenbüsten ist so, wie Sie es darstellen, nicht richtig, denn sie waren NIE in der Hofkirche aufgestellt! Schon in der Gegenreformation war es nicht opportun, Büsten römischer Cäsaren in einer katholischen Kirche aufzustellen – sie landeten fürs Erste im Hofgarten, wo sie als 22 Antiquitätprustbider in den Nischen der Gänge im Hofgarten im sog. pogengmeier aufgestellt waren (nachzulesen in meiner Dissertation 1978). Bei der Wiederherstellung der Kunstkammer 1978 unter Dr. Elisabeth Schleicher (ich arbeitete ja 20 Jahre in Ambras) wurden sie im sog. Antiquarium aufgestellt in Rundnischen, da sie thematisch sehr gut hierher passten…und seither sind sie in Ambras zu sehen. Die Geschichte von den Betschwestern, denen die röm. Caesaren nicht passten, ist reine Erfindung!

Und nun zur Bronzefigur von Rudi Wach: es war ein Auftrag der Republik, für die Hofburg eine Max-Figur anfertigen zu lassen. Ich suchte lange, bis ich fündig wurde! Es handelt sich im Original um eine Terrakottafigur, knapp unterlebensgroß, die im Innenhof der Fürstbichöflichen Residenz in Brixen in Wandnischen aufgestellt sind, Habsburger Ahnen darstellend. Von Paul Reichle um 1620 geschaffen.

Hat also überhaupt nichts mit den Bronzefiguren der Hofkirche zu tun! Alle waren da, nur die Figur des Max fehlte! Sie wurde, wie sich nach eingehender Recherche herausstellte, dem EH Karl Ludwig überlassen im 19. Jhdt. – später wurde sie dann verkauft und landete in Augsburg im Maximilians-Museum. Ich kannte diese Figur, Rudi Wach hat sie vergrössert und in seiner Giesserei in Mailand gegossen. Eine großartige Arbeit für einen damals 83-Jährigen! Aber, ich betone nochmals: sie ist in keinerlei Konnex mit den Schwarzen Mandern (auch ich verabscheue diesen Begriff!)

Auch jüngere Künstler wurden eingeladen, aber da kam nichts Überzeugendes! Da der Bund Auftraggeber war, hat er auch entschieden!

Sie sehen, dass das ein langes Mail wurde, einige Widersprüche auszuräumen. Freuen Sie sich auf den Horned Helmet, der hoffentlich in Innsbruck gehörig gewürdigt werden wird! Darauf bin ich echt stolz! Bezüglich der Reise nach NY gebe ich ihnen vollumfänglich recht – das hat schon meinen Mann so geärgert, was sich da für Wichtigtuer eingeschlichen hatten….no comment!



Monika Frenzels Korrespondenz bezieht sich auf folgenden Artikel von Norbert Hölzl:
https://schoepfblog.at/norbert-holzl-innsbrucks-verpfuschte-jahrhundertchance-maximilian/

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