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Literarische Korrespondenz:
Norbert Hölzl an Monika Frenzel
Betrifft:
Ungerechtfertigte Kritik am Maximilianjahr
Der Konter

Verehrte, gnädige Frau Dr. Frenzel, liebe Kollegin,

Sie leben in den Sphären der Kunst und brauchten lange, um in die journalistischen Tiefen des schoepfblog zu tauchen. Freude macht es mir keine, Diverses zu wiederholen, aber Ihr Ton und einige Irrtümer erfordern es:

Ich habe Sie nie eine kleine, sondern eine ambitionierte Stadtführerin genannt und als solche immer respektiert. Ein boshaftes Vertauschen dieser Wörter würde an die Grenze zur Verleumdung führen.

Sie belehren mich, dass die Cäsaren nie in der Hofkirche waren. Im jahrzehntelang verbreiteten Führer, S 12, sind alle Cäsaren auf der Empore genannt. Mehrere Fotos zeigen die Heiligen vorne und hinten die Cäsaren samt dem Julius. Ich habe die Cäsaren noch selbst gesehen. Warum also diese Kritik?

Sie zitieren Ihre bedeutenden Univ.-Lehrer. Ich kannte sie alle vom ORF her als liebenswürdige Herrn. Geistesgrößen waren sie keine. Glücklicherweise hatte ich in Wien drei Lehrer von internationalem Format, aber diese in meinem Alter zu nennen, fände ich lächerlich. Unsere Studienzeit ist eher vorbei.

Süffisant empfehlen Sie mir, Ihre Ausstellungen anzusehen ehe ich schreibe. Nach dem Besuch Ihrer Ausstellung in der Hofburg 2019 führten wir ein ausführliches Gespräch. Sie beklagten, dass 4 weitere Max-Ausstellungen stattfänden und es daher schwer sei, Originale zu bekommen. Offensichtlich haben Sie das vergessen.

Nun schreiben Sie, es seien 25 Max-Ausstellungen gewesen. Inflationärer geht es nicht mehr. Im Vergleich zu dem, was wir in Innsbruck besitzen und nicht zu vermarkten verstehen, sind die 5 oder 25 belanglos.

Es ist Ihr Stolz, wie Sie schreiben, 2023 möglicherweise den Hörnerhelm, richtig wohl den Groteskhelm des Heinrich VIII. von England zum dritten Mal nach Innsbruck zu holen. Darauf habe ich in den 1000 Jahren, dem schoepfblog und in mehreren TV-Sendungen hingewiesen. Wenn aus diesem Wink Wirklichkeit wird, freut es mich, aber damit sind wir wieder nur bei einem Detail und nicht beim Wesentlichen, worum es Innsbruck gehen sollte.

Nur weil Sie so übergenau belehren, erwähne ich eine Belanglosigkeit: Sie zitieren die Frau Schleicher, die jedesmal explodierte, wenn man nicht Scheicher sagte. Mir ist das L wurscht, aber man werfe nicht im Glashaus mit Steinen.

Nicht wurscht ist mir als Steuerzahler der ebenso teure wie überflüssige Bronze-Max von Rudi Wach. Wien habe ihn bestellt, sagen Sie. Darf ich lachen? Lesen Sie bitte mein neues kleines Taschenbuch über die Russen, die wir nicht verstehen. Dann verstehen Sie auch, dass die Wiener von Maximilian rein gar nichts verstehen.

Ihr Gemahl hat eine angenehm kluge Rolle gespielt bei dem wirklich wichtigen Versuch des Weltkulturerbes für Innsbruck. Andere haben dagegen intrigiert und alles verhindert. Sie waren vergleichsweise harmlos, obwohl Sie für ein unnötiges Durcheinander sorgten. Klingan und Kraft irritierten Sie, weil das Porträt der Maria von Burgund dem Michael Pacher zugeschrieben wurde. Dass hier völlig korrekt ein berühmter Professor aus Wien zitiert wurde, sagten Sie nicht dazu. Es hätten ja neue Forschungen vorliegen können. Warum haben Sie sich nicht den berühmten Rosenauer vorgeknöpft, um den Unfug frühzeitig aufzuhalten? Fehlte der Mut?

In meinem Fall hätte ein Telefonat genügt und ich hätte den Pacher gestrichen. Er war weder mein Thema noch meine Überzeugung. Ich hatte vorher im TV zwei größere Pacher-Filme gemacht und war eigentlich Ihrer Meinung. Dass alles hinten herum lief, hat das Projekt nicht gefördert. Bitte lesen Sie das Kapitel Der peinliche Applaus für das Weltkulturerbe in den 1000 Jahren. Sie finden das allerdings nur in der 5. Auflage, S 308 ff. Ich wollte den Provinzialismus einmal dokumentieren, aber ich hatte keine Lust, ihn in 7 Auflagen des Buches zu verbreiten. Ändern kann man manche Menschen sowieso nicht.

Nur wegen des unzutreffenden Wortes kleine Führerin las ich noch einmal meinen schoepfblog-Beitrag. Es hat sich gelohnt, denn ich sah: Auf das Wesentliche der Ausführungen gehen Sie überhaupt nicht ein. Ich habe in keiner Weise die Arbeit an Ihrer Ausstellung kritisiert, wohl aber, dass einige wenige das Maximilian-Jahr für sich vereinahmten inkl. der 5 Millionen und alle Chancen zerstörten, u.a. mit sinnlosen Büchern, teils schlecht abgeschrieben von Egg und Wiesflecker. Das beste Beispiel: Eggs Maximilian und Tirol ist so hervorragend, dass eine Neubearbeitung alles gebracht hätte – außer natürlich jene 5 Millionen, vor denen ich den LH schon 2016 warnte.

Vielleicht lesen Sie meinen Artikel noch einmal unvoreingenommen durch oder wir trinken einen Kaffee, denn ich habe Ihre lebhafte und stets engagierte Art immer zu schätzen gewußt.

Mit meinen besten Grüßen auch an Ihren Gemahl, der in der TT erfrischenderweise schärfer formuliert hat als andere.

Norbert Hölzl

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Norbert Hölzl

Norbert Hölzl, Prof. Dr., ehemaliger Referatsleiter im ORF, Radio- und TV-Autor, TV-Regisseur und Buchautor.

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