Walter Plasil
Lösung für das Bär/Wolf-Problem
Notizen
Man fragt sich ja, wie soll das weitergehen? Gewaltbereite Wölfe und Bären tummeln sich in heimischen Wäldern. Wenn sich diese Beutegreifer erst einmal kräftig vermehren, werden uns hinter jeder Fichte, jedem Haselnussstrauch die angeblich so scheuen Raubtiere auflauern, sobald die Schafe auf den Almen alle gerissen sind. Schwammerlsuchen könnte zum Überlebenskampf werden, das Pflücken von duftenden Almrosen zum finalen Frevel.
Das Problem ist längst erkannt. Bär und Wolf haben keine natürlichen Feinde, wenn man den Menschen einmal davon ausklammert. Doch jetzt könnte man das Ruder herumreißen. Unerwartet keimt ein Hoffnungsschimmer auf. Mit einem Schlag könnte sich die Lage zum Guten wenden! Bauern und Landbevölkerung können aufatmen. Die friedlichen Grasfresser auf unseren grünen Almen sind bald wieder sicher vor Problembären und Rudeln von hinterhältigen, blutgierigen Wölfen.
Von der Öffentlichkeit bisher unbeachtet wurde in Sibirien ein sensationeller Fund gemacht. Aufgrund des regionalen Rückgangs von Permafrost fand man unter einer dicken, konservierenden Lehmschicht den bestens erhaltenen Körper einer ausgewachsenen Säbelzahnkatze, auch Säbelzahntiger (Machairodontinae) genannt. Es handelt sich um ein Tier aus dem Stamm Homotherium. Das Gewicht schätzt man mit etwa 400 kg, die Länge mit 2 m und die Schulterhöhe mit über 1 Meter.
Entgegen der bisherigen Erkenntnisse sind solche Exemplare offensichtlich bis Eurasien vorgedrungen. Die bisherigen Funde von Skeletten liegen aber in Frankreich und in der Toskana. Die Ausrottung der Gattung in Europa hat der Mensch zu verantworten. Bei Bär und Wolf ist es ja auch schon fast soweit gewesen, hätte nicht der Artenschutzgedanke Einhalt geboten.
Was das mit unseren Bären und Wölfen zu tun hat? Das ist schnell erklärt. Obwohl dieses aufgefundene imposante Tier vor 12.000 Jahren verendet ist, konnte von den Forschern einer russisch/chinesischen Gruppe noch ausreichend genetisches Material aus dem Kadaver gesichert werden. Diese isolierten und aufbereiteten Gene wurden in den Körper eines trächtigen sibirischen Tigerweibchens implantiert. Zur großen Freude der Wissenschaft sind die gewünschten Nachkommen inzwischen geboren.
Und dann die Sensation! Es handelt sich dabei eindeutig um genetisch reine Exemplare nachgezüchteter Säbelzahntiger.
Noch sind sie klein, aber schnell werden sie wachsen. Die fünf jungen Tiere sollen in der Folge intensiv beobachtet, nachgezüchtet und schon bald in den riesigen Wäldern des Urals ausgewildert werden. Man geht davon aus, dass die Fleischfresser so wie früher auch Bären und Wölfe als Beutetiere annehmen.
Die Wildbiologen finden, dass es höchste Zeit ist, dass Bär und Wolf einen natürlichen Feind erhalten. Das werde die Population stärken, wird gesagt. Immerhin ist ein Säbelzahntiger problemlos in der Lage, nicht nur schwächere Tiere, sondern auch voll ausgewachsene Bären und Wölfe zu reißen. Auf diese Weise werden die Bestände naturbiologisch reguliert. Nun werden auch Gebiete gesucht, in denen im nächsten Jahr weitere Säbelzahntiger ausgewildert werden können.
Dem Vernehmen nach bereitet der WWF eine Petition an die EU-Naturschutzbehörde vor. Dem Säbelzahntiger soll ein noch strengerer Schutzstatus zuerkannt werden als dem Wolf. Schließlich handelt es sich um eine Wiederansiedlung des Tigers in seinem ursprünglichen Habitat in Mitteleuropa, welches er seit Urzeiten bewohnt hat.
Als Gebiet, in dem die nachgezüchteten Säbelzahntiger ausgesetzt werden sollen, wäre Tirol ideal geeignet. Dann würden Bären und Wölfe sicher nicht mehr in unsere Gegend einwandern, denn die nunmehrigen Quälgeister der Schafbauern würden bald merken, dass sie dort bereits der immer hungrige Säbelzahntiger erwartet!
Mit so einer freudigen Botschaft haben nach Rückfrage auch die Vertreter der Bauernkammer nicht gerechnet. Eventuell wird nun das Projekt mit Weidezäunen, Hirten und Hirtenhunden überdacht oder gar gestoppt, da man nicht Geld für etwas ausgeben möchte, das die Natur selbst und noch dazu kostenlos regulieren kann.
Auch die Naturschutzorganisationen jubeln über den Erfolg. Damit wird immerhin auch die Biodiversität wieder um ein kleines Stück verbessert, wo doch sonst immer nur vom Artensterben die Rede ist.