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Walter Plasil
Die Hanni und ihr Udo
Dramolett

Johanna ML:
Jetzt sind wir erst so kurz zusammen, und die Öffentlichkeit staunt bereits darüber, was wir alles weitergebracht haben.
Udo L:
Ja, die Gerechtigkeit hat gesiegt! Die abertausenden vom Unrechtsstaat kriminalisierten coronageschädigten Landbewohner werden großzügig entschädigt. Pro Person gibt’s da bis zu 30 Euro. Natürlich nur für jene, die zuvor gegen die gesetzlichen Regeln verstoßen haben.
Auch die unvorsichtigen Leute, die sich impfen haben lassen, dürfen jubeln. Gut, nur jene, die langzeitkrank sind. Die bekommen einen Haufen Geld. Wieviel, weiß man noch nicht. Sie sind halt auf die Regierungspropaganda reingefallen. Aber wir helfen jetzt. Ich opfere mich eben auf für das normale, inländische Volk.
Johanna ML:
Aber bitte vergiss nicht, das Geld dafür vom Bund zu holen. Dem Brunner habe ich schon gesagt: Her mit dem Zaster!
Udo L:
Eh klar, Hanni. Aber wenn der sich weigert, schicke ich wieder dich nach Wien. Immerhin haben wir ja eine Fortschrittspartnerschaft! Wir schreiten gemeinsam. Das ist übrigens auch für den Bund ein Erfolgsrezept. Drei Bundesländer zusammen können nicht irren. Wir sind beispielgebend. Und wir haben bereits geliefert. Unsere Gasthäuser zum Beispiel. Die haben wir im letzten Moment vor dem Ruin gerettet. Die Einheimischen. Damit fördern wir die Stammtischrunden der Burschenschafter. Und die kurbeln den Getränkekonsum an. Das ist Kreislaufwirtschaft! Italienische, türkische oder chinesische Küche, na sicher nicht bei uns! Die sollen zum roten Gsindl nach Wien gehen. Dort passen sie hin. Die versiffte Multikultistadt hat für das normale Volk sowieso kein Herz. Wir haben die Hausmannskost per Verordnung zur Landes-Hochkultur erkoren. Bei uns heißt das übrigens nur Schnitzel, und nicht Wiener Schnitzel. Aber immer nur Schnitzel muss auch nicht sein. Schweinsbraten gilt auch. Und den Genderwahn haben wir schnell abgeschafft. Zwölf verschiedene Geschlechter brauchen wir auch nicht. Jahrtausende sind wir mit zwei davon ausgekommen. Die wenigen dazwischen sind eben dazwischen. Wen kümmerts? Und noch etwas: Ob Schul – oder Bauernhof, bei uns spricht man Deutsch. Ja, Dialekt gilt auch. Die normalen Leute reden eben so!
Johanna ML:
Wir sind für alle da, die ganz normal denken. Die anderen sind links- oder rechtsextrem. Eben nicht normal. Die werden nicht gefördert.
Udo L:
Darf zum Beispiel ein geborener Österreicher mit persischen Wurzeln auch einen Förderantrag stellen?
Johanna ML:
Aber Udo, natürlich darfst du. Du bist doch ein echter Niederösterreicher und mein Landeshauptfrau-Stellvertreter!
Udo L:
Also Hanni, da ist noch etwas, was wir klären sollten. Ich möchte anders genannt werden. Vielleicht solltest du dich auch umbenennen. Ja, du bist meine Hauptfrau, aber es gibt da noch eine andere. Und ich möchte kein Bigamist sein. Vielleicht nennst du dich einfach Landesmutter. Dann wäre ich der Landesvater.
Johanna ML:
Aber hallo, wir sind doch kein Ehepaar. Und erwählt hast du mich auch nicht. Obwohl – so wie du mich im Wahlkampf beschimpft hast …
Udo L:
Ja, ich weiß, das kommt bei Paaren öfter vor. Aber du warst vorher auch nicht lieb zu mir. Es ist halt so: Pack schlägt sich…
Johanna ML:
Na gut, weil uns das Land so dringend braucht, springen wir über unsere Schatten. Reden wir nicht mehr drüber. Und wenn ich schon anders heißen soll, dann vielleicht Normalpräsidentin. Dann wärst du halt Nichtnormalpräsident. Oder Normalpräsidentin-Stellvertreter.
Udo L:
Bist du noch bei Trost? Das kann doch auch nach ¾ Grünem Veltliner nicht dein Ernst sein. Ich schlage vor, du nennst dich einfach Miami. (Most-In Action-Most-Incredible). Da bin ich dann Miami Vice.
Johanna ML:
Das geht gar nicht. Du hast wohl vergessen, dass wir das Englische nicht mögen. Wie wäre es mit NÖ-MAMI?
Udo L:
Das ist aber super! Das werde ich spontan übernehmen. Du kannst bereits davon ausgehen: Ab sofort bin ich dein NÖ-MAMI-ST.

Beide gehen ab ins Gasthaus zum fröhlichen Landbauer, um weiter darüber zu beraten, was dem Land jetzt noch fehlt.

Dort werden sie von ungeduldigen Anhängern erwartet. Alles Normaldenkende. Die haben sich inzwischen bei fettem Schweinsbraten und heimischem Bier mit dem Absingen deutscher Lieder die Zeit vertrieben.

Nur die Kellner verstanden sprachlich nicht, worum es geht, denn die drei sind aus Tschechien. Auch die Kellnerin, eine Slowakin, und das ungarische Küchenpersonal samt dem Tellerwäscher aus Afghanistan konnten mit dem Text der Lieder gar nichts anfangen.

Und das ist auch ganz normal.

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Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. c. h. huber

    haha, lieber walter plasil! danke für diese satirische auslegung niederösterreichischer regierungstätigkeit. zu den normalos darf ich mich leider oder gottseidank auch nicht zählen, schon allein wegen meiner nicht normalen orthographie.

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