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Alois Schöpf
Ideologisch eingefärbt
Apropos

Das Gendern mit Doppelpunkt, Binnen-I oder Sternchen ist ein heißes Thema, bei dem selten, wenn endlich alle Argumente ausgeschöpft sind, das Statement fehlt: Haben wir wirklich keine wichtigeren Probleme? 

Worauf zu antworten wäre: Ganz gewiss, aber das Gendern ist eines davon!

Eine liberale Demokratie besteht nämlich darin, dass das gedeihliche Zusammenleben der Bürger nicht wie früher aus einem göttlichen Willen abgeleitet wird, sondern sich aus einer stetigen Diskussion ergibt, die, repräsentiert durch unsere Volksvertreter, in den Landtagen und im Parlament zuletzt zu Gesetzen führt, denen alle, auch wenn sie nicht ganz damit einverstanden sind, doch irgendwie zustimmen müssen. 

Sonst funktioniert der Staat nicht.

Wenn diese gesellschaftliche Diskussion nun nicht auf einer allgemein anerkannten Konvention des Sprachgebrauchs aufbaut, sondern ideologisch eingefärbt ist, sodass daraus eine klare weltanschauliche Position abgeleitet werden kann, fühlen sich all jene, die mit dieser Position, etwa einem militanten Feminismus, nicht einverstanden sind und auch ihren alternativen Standpunkt berücksichtigt sehen wollen, überfahren und nicht ernst genommen.

Dies ist einer der Gründe, weshalb 157.000 Bürger auf das Gemeindeamt gingen und ein Volksbegehren gegen das Gendern unterschrieben. 

Ganz abgesehen von massiven Einwänden gegen die ästhetische Verhunzung der deutschen Sprache.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 15.07.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Otto Riedling

    Wenn Ihnen die Verhunzung der deutschen Sprache so ein großes Anliegen ist, so wundere ich mich,
    wieso sie die Begriffe „home“ statt „Start“, „E-Mail“ statt „Strompost“ und „Internet“ statt „Heimatseite“
    verwenden.

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