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Am teuersten ist Mittelmaß!

Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck (TSOI) absolvierte letzte Woche mit Werken von Brahms, Liszt und Dvorak Konzerte in Salzburg und Innsbruck. Kollege Schramek wird mir angesichts seiner eigenen Kritik nicht widersprechen: Unsere honetten Musikerinnen und Musiker haben die letzten Jahre, ja Jahrzehnte selten so exzellent und mitreißend gespielt, wie es ihnen unter dem präzisen und schön anzusehenden Dirigat der aus der Ukraine stammenden Dirigentin Oksana Lyniv gelungen ist.

Bekanntlich sind die Stunden des Triumphes die gefährlichsten, ergeben sich daraus doch einige peinliche Fragen. Zum Beispiel: Weshalb ist es den letztlich entscheidenden Gremien und Politikern nicht gelungen, mit wenigen Ausnahmen (Georg Fritzsch, Alexander Rumpf) Dirigenten zu engagieren, die das wahre Potenzial des Orchesters zu nutzen verstanden. Wenn es wollte und auch wollen dürfte, stünde nämlich einer Perspektive zum europäischen Spitzenorchester offenbar nichts im Weg.

Dass ein solches Spitzenorchester auf dem CD-Markt und im Internet inexistent ist und auch im Rahmen der Tirol- und Innsbruck-Werbung im Gegensatz zu Sportlern und Trachtlern nie Gegenstand des Stolzes war, rundet die Peinlichkeit ab: Hier wurde und wird mit provinzieller Selbstzufriedenheit einer massiven Verschwendung öffentlicher Kulturgelder zugeschaut: Denn Mittelmaß bringt nichts und kostet daher immer zu viel!


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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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