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Thomas Nußbaumer:
Das 5. Symphoniekonzert des
Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck
mit Werken von
Mozart, Williams und Respighi

Mit W. A. Mozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur (KV 543), Ralph Vaughan Williams’ Romanze The Lark Ascending für Violine und Orchester und Ottorino Respighis sinfonischer Dichtung Pini di Roma präsentierte sich das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck von seiner besten und spielfreudigsten Seite. 

Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck spielt Mozart © Chó/wefeel.art Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck spielt Mozart © Chó/wefeel.art

Großen Anteil hatten daran der hervorragende Gastdirigent Oliver von Dohnányi und der Solist des Abends, Konzertmeister Martin Yavryan.

Wurzeln und Flügel erwies sich als ein sehr gut gewähltes Motto für ein Konzert, das in musikalischer Bildhaftigkeit und auch im übertragenen Sinn von beidem, vor allem von Letzterem, reichlich bot. 

Mit seiner Es-Dur-Sinfonie setzte Mozart zum Höhenflug seines wunderbaren Triptychons (Bernhard Paumgartner) der drei letzten Sinfonien an, Williams’ The Lark Ascending (Die aufsteigende Lerche) ist das Abbild einer singenden, der Morgensonne entgegenstrebenden Lerche, und selbst in Respighis Pini di Roma (Pinien von Rom), deren Wurzeln sich nahe alter Villen, Katakomben und Heeresstraßen tief in den Boden graben, muss per Tonband der Gesang einer Nachtigall, die noch vor Morgengrauen den Tag begrüßt, eingespielt werden.

Auch Dirigent Oliver von Dohnányi gratuliert Martin Yavryan © Chó/wefeel.art Auch Dirigent Oliver von Dohnányi gratuliert Martin Yavryan © Chó/wefeel.art

Der Konzertabend begann mit einer spritzigen, akzentuierten Wiedergabe von Mozarts Es-Dur-Symphonie aus dem Jahr 1788. Gastdirigent Oliver von Dohnányi strahlt nicht nur Routine und souveräne Ruhe aus, sondern vermittelt seine Impulse konsequent und geistesgegenwärtig. Die von ihm vorgegebenen Tempi sind bestens gewählt und ausgewogen und Phrasierungen, dynamische Differenzierungen, wichtige Motive und thematische Linien werden durch sein Dirigat klar angegeben und resultieren in einem lebhaften, leidenschaftlichen und packenden Musizierstil. 

Das Orchester, diesmal an einigen leitenden Stellen mit jüngeren Kräften besetzt, spielte beherzt und auch präzise, und spätestens beim glanzvollen Schlusssatz war erkennbar, dass es an diesem Abend wirklich gut läuft.

Martin Yavryan überzeugt als Solist © Chó/wefeel.art Martin Yavryan überzeugt als Solist © Chó/wefeel.art

Nach diesem schon fulminanten Auftakt dann jener Teil des Abends, den man als Yavryan-Festspiele bezeichnen könnte. Nun trat der in Armenien gebürtige, jedoch schon seit vielen Jahren in Innsbruck wirkende und dem Konzertmeister-Team des Symphonieorchesters angehörende Martin Yavryan hervor und bot eine hinreißende, fesselnde Wiedergabe von Williams’ The Lark Ascending

Das Werk beginnt mit dem Gesang der Lerche, ihrem entgrenzenden, durch verschiedene Episoden geprägten Höhenflug, und endet erneut in ihrem wunderschönen, alles überstrahlenden, in sich gekehrten Gesang. Yavryan entlockt seinem Instrument feinste Nuancen und Schattierungen, und seine bestechende Technik kommt ihm in den Passagen mit schwindelerregenden Figurationen und Doppelgriffen zugute.

Martin Yavryan setzte diesem Glanzpunkt aber noch eine Krone auf, indem er als erste Zugabe eine Solosonate und Ballade des belgischen Komponisten Eugène Ysaÿe (1858–1931) zum Besten gab, eine Musik, die zwischen süffiger Tonalität und irrwitziger Geschwindigkeit pendelt.

Klang im Raum bei Respighis Pini di Roma © Chó/wefeel.art Klang im Raum bei Respighis Pini di Roma © Chó/wefeel.art

Nur scheinbar verabschiedete sich Yavryan mit einer armenischen Volksweise, denn nach der Pause nahm er in Respighis sinfonischer Dichtung Pini di Roma (1924) die Position des Konzertmeisters ein. Und hier, in der Fülle einer förmlich verschwenderischen Klangsprache, erlebte man Oliver von Dohnányi, der einst bei Václav Neumann, Alois Klíma und Otmar Suitner studierte, erneut in seinem Element, und mit ihm auch das Orchester. 

Die bacchantische Üppigkeit des ersten Satzes (I pini di Villa Borghese) kontrastiert die dunkle Stimmung der beiden Mittelsätze, wo die Pinien am Janus-Heiligtum Gianicolo und bei den Katakomben in den Fokus rücken, und wenn im Schlusssatz I pini della via Appia das Orchester alles an Klang und Fortissimo hergibt, wozu es fähig ist, und Trompeten und Posaunen im Konzertsaal zusätzlich das Publikum beschallen, wird einem bewusst, dass dieser Abend eine große Bandbreite bot, die sich vom Sologesang der Violine bis zum orchestralen Klangrausch der italienischen Spätromantik erstreckte.

Das hervorragende Konzert wird heute (Freitag, 15. März) um 20 Uhr im Congress Innsbruck wiederholt

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Thomas Nußbaumer

Thomas Nußbaumer ( geb.1966 in Hall in Tirol) ist ein österreichischer Musikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Volksmusikforschung / Ethnomusikologie. Nußbaumer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Innsbrucker Sitz der Universität Mozarteum Salzburg, Abteilung für Musikwissenschaft, Abteilungsbereich Musikalische Volkskunde, seit 2010 als Universitätsdozent für Volksmusikforschung. Daneben arbeitet er als freier Kulturjournalist.

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