Literarische Korrespondenz:
Gina R. an Christine W.
Betrifft:
Keine Sterbehilfe für die Mutter
Gina R. wollte ihrer Mutter helfen, eine Sterbeverfügung zu errichten, um ihr den Schmerz des qualvollen Dahinsiechens zu ersparen. Leider war dies im Rahmen der strengen gesetzlichen Hürden sowohl zeitlich als auch vonseiten der eingeschränkten Entscheidungsfähigkeit der Patientin her nicht möglich. Es ist durchaus Gina Rs. Wunsch, dass die leidvollen letzten Tage der Mutter der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Hallo Christine,
Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass unsere wundervolle Mama Gert am Samstag verstorben ist. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es ein friedlicher Übergang war, aber leider war das nicht der Fall.
Das Heim bot Palliativpflege an, teilte uns aber mit, dass es in Hall eine Warteliste für Hospize gebe, also blieb sie im Heim.
Wir gehen davon aus, dass sie in den letzten drei Tagen bewusstlos war oder im Koma lag. Sie erlebte einen Tag des Keuchens, gefolgt von einem Tag mit flachem Atmen, um schließlich nach einem Tag mit extrem schnellem Atmen Schluss zu machen. Ihr Herz und ihre Lunge waren so stark, dass sie einfach nicht loslassen wollten.
Wir waren etwas mehr als zwei Wochen bei ihr und sahen zu, wie sie verkümmerte, während wir ihre Hand hielten und jeden Tag mit ihr redeten. Am letzten Morgen fanden wir sie in einer Urinpfütze liegend, die von den lieben Krankenschwestern weggewischt wurde.
Wir beschlossen, etwas zu Mittag zu essen und waren nicht bei ihrem letzten Atemzug dabei, der wie ein gewaltiger Atemzug aussah, der ihren Kopf nach hinten warf. Es war in keiner Weise friedlich.
Ich erzähle Ihnen das nur, weil ich es für wichtig halte, dass die Gesetzgeber von diesen schrecklichen Geschichten erfahren, in der Hoffnung, die Gesetze humaner zu gestalten.
Wenn Sie jemals jemanden brauchen, der eine Geschichte erzählt, um Ihre Mission zu fördern, würde ich gerne helfen. Ich hoffe, dass niemand so leiden muss wie Gert.
Ich danke Ihnen noch einmal für all Ihre Hilfe und werde die ÖGHL auf unbestimmte Zeit weiterhin unterstützen.
Mit besten Grüssen
Gina
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…bin etwas „mitgenommen“, weil mich der Artikel wieder an das Sterben meiner Mutti in der Klinik erinnerte: alle paar Stunden ein Schlauch in die Luftröhre, um abzusaugen…rasselnde Atmung, so wurde der Sterbeprozeß wohl qualvoll gestört/verlängert (wahrscheilich Tod durch Ersticken hinausgezögert bzw. vermieden?) ..werde das nie vergessen und es verfolgt mich auch noch in Nächten…seit vielen Jahren.
Als ich die Ärzte damals im Feb. 2004 fragte, ob dies nicht abgekürzt werden könnte, sagte man mir „wir haben keine Sterbehilfe wie in Holland“…
Wie sehr hätte sich meine Mutti das gewünscht!…und auch ich und auch noch immer jetzt fast 20 Jahre später.
Danke allen von der ÖGHL für ihren Einsatz und ihr Engagement.
Habe auch öfters die grüne Justizministerin Alma Zadic darauf hingewiesen, aber es ist leider nix weitergeangen, obwohl sie war ja zuerst bei der Liste Pilz und die hatte damals auch Verbesserung bei der Sterbehilfe im Programm.