Literarische Korrespondenz:
Hans Pöham, Hannes Hofinger
Betrifft:
Zum Neujahrskonzert des TSOI 2024

Sehr geehrter Herr Schöpf!

Meine besten Neujahrswünsche für Sie und haben Sie Dank für das monetär selbstlose Betreiben Ihres schoepfblogs. Es gibt keinen Tag, an dem ich da nicht vorbeischaue.

Wir haben uns zum Jahresbeginn scheinbar denselben Kunstgenüssen hingegeben, und ich bin mit Ihrer Kritik bei dem, was ich bei Musik spüre, großteils im Einklang. Ich fühlte ebenfalls eine Höchstform des Orchesters und selbstredend des Gesangs. Bei den Schlampereien kann ich nicht mitreden, habe ich nicht Ihr detektivisches Dirigenten-Ohr.

Bei den Ärgerlichkeiten aber, die Sie abschließend feststellen, spießt es sich. Sie schreiben, die Künstler hätten sich die Gefallenskundgebungen im Stehen am Ende nicht verdient, bezeichnen es als Unsitte eines Publikums, das sich für gebildet hält, aber nicht ist, und geben das Prädikat provinzielle Reaktion. Ich habe die Publikumsbeschimpfung Peter Handke nicht gelesen, aber verzeihen Sie, ich denke, so muss es funktionieren.

Lieber Herr Schöpf, schon am Beginn bei Gershwin & Hakvoort wäre mir beinahe der Sessel weggeflogen, den Herrn Belakowitsch hätte ich für seine Geschenke an das Publikum am liebsten umarmt.

Vielleicht hat es mit den Stimmungen zu tun, in die man gerade gebettet ist, wer weiß? Ich möchte jedenfalls gern ein Provinzler sein. Denn die Provinz, die sie detektieren, bedeutet mir, dass die Rezeptoren für Leidenschaft und Herzlichkeit intakt sind, dass die Provinz das Girkinger´sche Bemühen, in einer zerstrittenen (Stadt) Welt das Gegenteil, Geschlossenheit, zu leben, ein von langer Hand geplantes Gesamtkunstwerk auf die Beine zu stellen, mit dem Ansinnen, den, vom multiplen Weltschmerz geplagten Menschen eine herzerfrischende Therapiesitzung zu bescheren, erkennt und gebührend anerkennen möchte. Es schien mir angemessen.

Herrn Belakowitsch als witzigen Allrounder, sein Auftreten als tadellose Leistung eines um Emanzipation Kämpfenden zu beschreiben, scheint mir zu mager. Ich, der ich Sie gut zu kennen vermeine, lese da noch anderes zwischen den Zeilen. Mir hätte zum Beispiel professioneller Gruppentherapeut mit heilwirksamer Authentizität gefallen.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Oberg´richt, der Provinz, in der noch alles besser ist.

Hans Pöham


Hallo Alois Schöpf, Hi Helmuth Schönauer!

Wusstet Ihr das?? Dass ein Herr Hofrat Saurer der Schuldige ist?
Ich habe eben eine entsprechende Anfrage an das Land Tirol gemailt. Mal sehen …

Der Text hier unten kommt von einem Landtagsabgeordneten auf meine Frage nach dem Neujahrsempfang vorgestern in Kitzbühel:

Lieber Hannes,
Das mit der hohen Geistlichkeit ist lustig – ich bekomme den Begrüßungszettel von der Wirtschaftskammer knapp vor der Veranstaltung und hab gesagt – Zitat – Echt jetzt, müssen wir immer noch mit dem Pfarrer anfangen.

Eröffnungen werden immer noch nach dem „Protokoll des Landes Tirols“ von Hofrat Saurer gemacht und da steht drinnen, dass zuerst der höchste Vertreter der Kirche zu nennen ist, wurde mir erklärt.

Auch da wird sich mit der Zeit wohl etwas ändern, besonders wenn wir dran bleiben
Wünsche Euch noch eine schöne Woche!

Hannes

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Hannes Hofinger

Hannes Hofinger (* 21. Dezember 1947 in St. Johann in Tirol) ist ein österreichischer Schriftsteller, Bibliothekar und Verleger. Hannes Hofinger ist Chronist und Heimatforscher und verlegt vor allem Kleinodien aus der Umgebung von St. Johann in Tirol.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Albert Schwarzmann

    Sehr geehrter Herr Hofinger,
    der von Ihnen angesprochene Hofrat Saurer ist Landeskommandant der Schützen und wurde vom damaligen LH Günther Platter in die Position als Protokollchef des Landes Tirol gehievt. Für mich ein Paradebeispiel für die Platter’sche Günstlingswirtschaft, durch die gewährleistet wird, dass weiterhin reaktionäre Gebräuche im „heiligen“ Land gepflegt werden, quasi durch Anordnung von „oben“, sei es, dass die katholische Konfession bzw. deren Würdenträger de facto wie in früheren Zeiten als Staatsreligion behandelt werden, oder sei es bei den mittlerweile geradezu inflationär auftretenden „landesüblichen Empfängen“, bei denen die Untertanen devot den höhergestellten Persönlichkeiten ihre Ehrerbietung erweisen, ebenfalls ein Anachronismus aus monarchistischen Zeiten und meiner Meinung nach nicht mit dem Geist der österreichischen republikanischen und säkularen Bundesverfassung vereinbar, auf welche so viele öffentliche Amtsträger ihren Eid abgelegt haben. Bei manchen ist auch 250 Jahre nach Kaiser Josef II. noch keine Spur von Aufklärung in Sicht.

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