Es ist noch nicht sehr lange her, da wusste ein pensionierter Formel1-Kreisfahrer über Gott und die Welt Bescheid, wie niemand sonst in Österreich. Keine Diskussion, keine Expertenrunde ohne diesen Fachmann. Thema? Völlig egal. Der Autofahrer der Nation war Experte für Alles und Jedes. Warum?

Dann gibt es einen Salzbaron, der uns regelmäßig die Welt erklärt, einen Exkommissär der Schwarzen, der auch Alles weiß und zu jeder Talkrunde eingeladen wird. Ganz abgesehen von einem ehemaligen schwarzen Präsidenten des Nationalrates. Der ist der Überdrüber der politischen Weisheit.

Alles honorige Typen. Alle Experten.

Und dann gibt es noch eine neue Generalsekretärin der Schwarzen. Expertin für Giftspritzen. Antworten auf gestellte Fragen? Damit gibt sich die Laura nicht ab. Es gibt doch Wichtigeres zu berichten. Und, was wichtig ist, das bestimmt doch immer noch die ÖVP und nicht die überflüssige Opposition. Ja, wo sind wir denn?

Aber. Wer bin eigentlich ich, dass ich es wage, diese hehren Statuen der österreichischen Elite zu kritisieren? Wieso nehme ich mir das Recht und die Frechheit?

Hätten es sich meine Eltern leisten können, den Buben nach der Matura studieren zu lassen, so könnte ich mich heute mit einem netten Titel schmücken und Alles wäre gut. Oder?

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass unter der Rubrik Leserbriefe vorwiegend Leute mit Titel abgedruckt werden? Warum? Weil G´studierte eben g´scheiter sind? Ich bezweifle das. Es gibt in jeder Gruppe einen stattlichen Anteil an Deppen und dieser Anteil ist unter Akademikern nicht geringer.

Aber man tut sich halt leichter, seinen Senf unter die Dummen zu spritzen, wenn ein Titel die Seriosität bestätigt.

Wäre ich ein Herr Professor, ich könnte jeden Tag einen Leserbrief unters Volk werfen und euch erklären, wie erbärmlich dumm ihr doch seid. So aber spare ich mir die Arbeit. Und euch den Senf.

Sollte mir aber Freund Sascha eines Tages einen Titel an die Brust heften, dann verspreche ich, euch jede Woche zumindest einmal im schoepfblog zu nerven.
Versprochen!