Literarische Korrespondenz:
Alois Schöpf, Herausgeber,
an Elias Schneitter
Betrifft:
70. Geburtstag

Lieber Elias!

Im Namen der Autorinnen und Autoren des schoepfblog und vor allem im Namen von Helmuth Schönauer und mir wünsch ich dir alles Gute zu deinem 70. Geburtstag, den du heute, abwesend und mit ausgeschaltetem Handy, irgendwo im Süden mit deinen Kindern feierst.

Vielleicht kannst du es doch nicht lassen und du wirfst kurz einen Blick in den schoepfblog, sodass dich dort, wo am Samstag sonst dein Artikel steht, weshalb du möglicherweise neugierig bist, was stattdessen veröffentlicht wird, unsere Wünsche rechtzeitig erreichen.

Was nun diese Wünsche betrifft – vorerst vollkommen banal: Gesundheit, Lebensfreude, keine Hektik zwischen deinen beiden Wohnorten Zirl und Wien, Schaffenskraft, interessante Begegnungen, anhaltende Neugier und wenig Ärger mit dem so erfolgreichen Literaturfestival Sprachsalz, für dessen Finanzgebarung du zuständig bist.

Ganz egoistisch wünschen Schönauer und ich uns aber, dass dir nicht die Lust vergeht, weiterhin bei Kaffee und opulenter Jause den Gastgeber für unsere so wichtigen Redaktionssitzungen in deinem Haus am Weingarten zu spielen.

Damit bin ich aber auch schon dort, wo ich vor allem hin will.

Dir zuerst einmal zu danken für die wichtigen Autorinnen und Autoren, die durch dich und deine Edition BAES zu unserem Team gestoßen sind. 

Dein kleiner, aber feiner Verlag widmet sich, inspiriert von der Amerikanischen Beat-Literatur, deren wichtige Autoren du persönlich kennengelernt hast, Schriftstellern abseits des Mainstreams, Autoren also, die oft, wenn die offiziell Gepriesenen längst verstorben und vergessen sind, als unverzichtbare Zeitzeugen übrig bleiben. Durch dich und dein Netzwerk können wir Werke von Regina Hilber, Stephan Eibel, Urs Heinz Aerni, Andreas Niedermann oder Stephan Alfare veröffentlichen.

Weiters danke ich dir für deine Beiträge am Samstag. Ich danke dir für deinen Fortsetzungsroman, den wir seit einigen Wochen veröffentlichen, nicht zu vergessen deine witzigen Stammtisch-Mitschriften und deine Gedichte.

Unser leider verstorbener Kollege Heinz Payr bzw. H.W. Valerian hat bei meinem letzten Besuch im Hospiz eine wunderbare Definition für einen gelungenen Roman formuliert: eine Definition, die auch für alle deine nüchtern hingestellten Texte gelten kann: Der Roman ist ein Sachbuch über das Leben.

Dein Erinnerungsbuch „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ lässt mich an meine eigene Kindheit am Land mit all den vielen liebenswerten, aber auch verrückten Menschen denken. Deine Gedichte rufen mir die eigene Einsamkeit und all die heute so oft verlachten männlichen Nöte ewig quälender Sehnsucht nach Liebe, was auch immer das sein mag, ins Gedächtnis zurück.

Dazu passen auch deine samstäglichen Artikel, die immer von konkreten Beobachtungen aus deinem Umfeld ausgehen und neben deinen belletristischen Texten die aus meiner Sicht bedeutendste Qualität deiner Arbeit aufzeigen: ein gütiges Verständnis, mit dem du auf die Menschen zugehst und sie zu verstehen versuchst. Eine sozialdemokratisch fundierte Menschenliebe, mit der du mit oft rücksichtsloser Ehrlichkeit gegen dich selbst schilderst, wie wir heute leben und wie wir ein oft nicht einfaches Schicksal in Würde zu überstehen versuchen. 

Mit dieser Art deines Erzählens bist du ein Nachkomme des großen Bayern Oskar Maria Graf.

Noch einmal: Alles Gute zu deinem 70. Geburtstag.
Alois

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. c. h. huber

    lieber alois schöpf,
    mit deinen glückwünschen und deiner betrachtungsweise des wirkens und menschen elias schneitter triffst du absolut ins schwarze, scheint mir – ganz meine meinung zu ihm und seinem schreiben.
    danke!

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