Helmuth Schönauer
Pflegemodul
Stichpunkt
Wer auf verbale Hygiene achtet, wird staunen, wie zukunftsfroh die Menschheit letztlich ist, auch wenn ihr ständig Unglücke und Depressionen vor die Füße geworfen werden.
Ab einem gewissen Alter verteilt man seine Zuwendung anderen gegenüber als kostbares Gut. Wenn in einer Gesprächsrunde nach einer Viertelstunde nur gejammert worden ist, macht man sich am besten wieder auf den Weg, zumindest für diesen Tag.
Okay, gerade in Lockdown-Zeiten darf sich jeder auskotzen, aber nach der dritten Wortmeldung sind ohnehin alle narkotisiert, denn das Jammern über die Fadesse macht es noch fader.
Am besten ist beispielsweise die offene Benennung von Gegenmitteln. Der eine geht vor die Tür und zündet sich eine an, wenn es ihm zu arg wird, ein anderer hat ein gutes Antidepressivum, das er ungeniert nimmt, ein dritter schwört auf eine bestimmte Biersorte, die gegen den Alltag hilft, und einem spröden Typ genügt ein Schluck Wasser, wenn ihm von der Welt schlecht geworden ist.
Wenn alle fit für Gedanken sind, kann die Diskussion beginnen. Im Idealfall übernimmt das Ergebnis eines solchen Gesprächs eine politische Partei und setzt es über Nacht in Wirklichkeit um.
So werden die Ohren momentan mit einem seltsamen Stereo-Sound vollgetrönt. Auf der einen Seite jammern viele im Tourismus, dass sie ihre Angestellten schon wieder in Kurzarbeit schicken müssen, auf der anderen Seite stöhnen Pflegeeinrichtungen unter akutem Personalmangel.
Hier greift erstmals an diesem Stammtischabend eine Idee ein.
Wenn schon die Pandemie nach zwei Jahren die Wirtschaft ziemlich umgekrempelt hat, sollte man auf dieser Faktenlage aufbauen und nicht auf vorepidemischen Bildern aus der Arbeitswelt.
Ein kleiner Maßnahmenkatalog könnte lauten:
– Die Berufscluster im Pflegewesen und Tourismus werden zusammengeführt und bilden zwei Module eines gesamten Berufsbildes „Dienstleister am Menschen“.
– Die Grundausbildung hat die gleichen Bausteine, später werden fachspezifische Bausteine daraufgesetzt.
– In der Folge arbeiten die Ausgebildeten entweder im Tourismus oder in der Pflege, je nachdem wohin sich der Markt gerade entwickelt.
– Die Mitarbeitenden werden spartenüblich entlohnt, allerdings übernimmt der Staat im pandemischen Notfall die Lohnsteuer, sodass die Entlohnung attraktiver wird und auch die Pensionsvorsorge gegeben ist.
Diese Neugestaltung der Dienstleistungsberufe nimmt im Prinzip nur eine von der Pandemie beschleunigte Entwicklung vorweg.
Der Alterspyramide geschuldet wird es absolut gerechnet eine Zeitlang mehr Pflege geben müssen als Urlaub.Wenn die urlaubenden Kohorten zurückgehen, sollte logischerweise auch das absolute Urlaubsangebot zurückgehen.
Die freiwerdenden Anlagen könnten mit wenigen Handgriffen in Alterseinrichtungen umgewandelt werden.
Wenn die Alten dann in ein paar Jahren gestorben sind, kann man die frei gewordenen Anlagen für die Aufnahme von Asylwerbern adaptieren. (Was ja im Jahre 2015 schon einmal geschehen ist, als aus stillgelegten Gasthäusern Flüchtlingsunterkünfte geworden sind.)
Solche Ideen entstehen, wenn man das Jammern rechtzeitig einstellt und etwas Kühnes plant.
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gute idee, lieber helmuth, das mit der ausbildungs-zusammenlegung usw.! g l g ceha