Franz Mathis
Rechtsparteien und das Dilemma der Medien
Notizen
Fast täglich gehen die Medien der Frage nach, warum die Rechtsparteien in letzter Zeit so viel Zulauf erfahren und was die anderen Parteien dagegen unternehmen könnten. Die Antworten sind teilweise durchaus plausibel, übersehen jedoch das grundlegende Dilemma, dass sie vielleicht selbst Teil des Problems sind.
Zunächst einmal ist es durchaus in Ordnung und im Interesse der Gesellschaft, wenn die Medien – neben anderem – über die verschiedenen Krisen in der Welt berichten. Allerdings sind sie sich wohl zu wenig bewusst, dass sie damit Ängste und Sorgen schüren, die viele ihrer Leser und Seher für einfache Antworten, wie sie Rechtsparteien anbieten, empfänglich machen.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich nämlich – und darin liegt das erste Dilemma –, dass die kolportierten Krisen mit den unmittelbaren Lebenswelten der Menschen in den allermeisten Fällen nur wenig zu tun haben. So traf etwa die Finanzkrise von 2008/09 zwar einige wenige Akteure der Finanzwirtschaft, für die große Mehrheit der Bevölkerung brachte sie jedoch – wenn überhaupt – nur minimale Einbußen ihrer langfristig weiter wachsenden Einkommen.
Ähnliches gilt für die sogenannte Flüchtlingskrise des Jahres 2015 und danach. Trotz der wiederholt gezeigten Bilder von tausenden Flüchtlingen an Österreichs Grenzen waren letztlich nur relativ wenige Einheimische in negativer Hinsicht davon betroffen. Die Gesellschaft als ganze kam ohne größeren Schaden damit zurecht und hat die Bewältigung des Problems – wie von Angela Merkel vorhergesagt – durchaus geschafft.
Dasselbe trifft auch auf die Corona-Pandemie zu. Trotz der von den Regierungen begangenen und von den Medien zurecht aufgegriffenen Fehler ist es gelungen, die gewaltige Herausforderung, für die es keinen Präzedenzfall gab, so zu meistern, dass das Leben tausender Mitbürgerinnen und Mitbürger gerettet werden konnte.
Auch die Teuerung der letzten Monate konnte von den meisten Menschen – nicht zuletzt dank der jüngsten Lohnabschlüsse und diverser Ausgleichszahlungen von Seiten der Regierung und anderer öffentlicher Einrichtungen – ohne allzu große Einkommensverluste verkraftet werden.
Allerdings wird dies – und darin liegt das zweite Dilemma medialer Berichterstattung – von den Medien viel zu wenig gewürdigt. In ihrem durchaus berechtigten und notwendigen Anspruch, das Tun der Regierungen kritisch zu hinterfragen, überwiegt vielfach die Kritik, während die positiven Aspekte zu kurz kommen.
Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit ein einseitiger, eher negativer Eindruck, der wiederum den Rechtsparteien in die Hände spielt.
Mit anderen Worten: die Medien erzeugen eine negativ geprägte Krisenstimmung, die weder den realen Lebensverhältnissen der meisten Menschen noch der über weite Strecken guten Arbeit der Regierungen gerecht wird. Mit der Folge, dass sie bei den Wahlen teilweise zu Unrecht abgestraft werden.
Es wäre daher hoch an der Zeit, dass sich die Medien dieses Dilemmas bewusst werden und ihre Berichterstattung dementsprechend ändern. Vielleicht nur ein frommer Wunsch!?
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bin ganz ihrer meinung, herr mathis! doch ob das jemals geändert werden kann, bezweifle ich. man müsste aber vielleicht schon den kindern in schulen und elternhäusern vermitteln, dass die medien hauptsächlich negativ- oder sensationsmeldungen bringen, um leser und leserinnen für sich zu interessieren.
Super!