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Franz Mathis
Auto gegen Bahn
Notizen

Selbst auf die Gefahr hin, als Ewiggestriger oder als Auto-Freak abgestempelt zu werden, regen die jüngst diskutierten Pläne zur Errichtung einer Fernpassbahn zu einigen provokanten Gedanken an.

Von allen Verkehrsmitteln – Pferdekutsche, Eisenbahn, Fahrrad, Auto, Flugzeug, Segelschiff, Dampfschiff, Motorschiff – hat sich das Auto als das beliebteste und vor allem als das bequemste erwiesen. Die direkte Beförderung von Personen und Gütern von Haus zu Haus ohne zusätzlichen Weg zu Bahnhof, Flughafen oder Hafen und ohne wetterbedingte Beeinträchtigung ist unschlagbar und wohl der Hauptgrund, warum so viele Menschen sowohl heute als auch in Zukunft nicht darauf verzichten wollen. Diese Bequemlichkeit kann durch keinen noch so aufwendigen Ausbau der Eisenbahn kompensiert werden.

Statt daher ständig von neuen Bahnen zu träumen und damit sein Umweltbewusstsein zu beruhigen, wäre es viel sinnvoller, das Auto und den Straßenverkehr so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Das heißt, den Schadstoffausstoß und die Lärmbelastung ständig weiter zu verringern.

Dazu müsste auf der Seite des Verursachers noch stärker als bisher in die Entwicklung und die Verbilligung von elektro-, wasserstoff- oder anderen umweltverträglichen Antrieben investiert werden. Auf der Seite der Belastungen wäre es sinnvoller, die für den Ausbau der Eisenbahn bereit gestellten Mittel in die Errichtung von Lärmschutzwänden und Untertunnelungen zu stecken.

Nur so könnte eine zukunftsgerichtete anstelle einer rückwärts gewandten Verkehrspolitik aussehen, bei der man nicht schon längst überholte und von der Mehrheit der Menschen abgelehnte Verkehrsmittel wiederzubeleben versucht.

Der Versuch, die Menschen – wie im 19. Jahrhundert – wieder vom Auto auf die Bahn zurückzuholen, mutet ähnlich retro an wie von motorbetriebenen Schiffen wieder auf die Segelschifffahrt umzusteigen.

Bezogen auf den Fernpass würde dies ganz klar bedeuten, dass einer Untertunnelung der Straßenverbindung zwischen Außerfern und Inntal gegenüber einer Fernpassbahn eindeutig der Vorzug zu geben wäre!

Franz Mathis

Geboren in Hohenems (Vorarlberg) 1946, Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Innsbruck, Mag. phil. 1971, Dr. phil. 1973, Habilitation aus Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1979, ordentlicher Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1993. Forschungsaufenthalte in England und den USA, Gastprofessor an den Universitäten Salzburg, New Orleans (USA), Trient und Bozen. Studiendekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, Rektorsbeauftragter der Universität Innsbruck für die Partnerschaft mit der University of New Orleans, Vorstandsmitglied der Internationalen Gesellschaft für historische Alpenforschung, Schriftleiter der Tiroler Wirtschaftsstudien. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: vergleichende Stadtgeschichte, vergleichende Unternehmensgeschichte, Dritte Welt, allgemeine Wirtschaftsgeschichte Zusammenhänge und Grundlagen sozio-ökonomischer Entwicklung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Gerulf Stix

    Lieber Herr Schöpf,
    danke nochmals für den schoepfblog, den ich regelmäßig lese. Zum aktuellsten sende ich zum „Donnerstag“ zum Thema Auto – Bahn wegen des dortigen zweiten Absatzes mein Genius-Lesestück vom Genius-Brief des 1. Juni 2021 im Anhang.

    http://www.genius.co.at/index.php?id=1094

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