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Elias Schneitter
In der Badeanstalt im Schatten einer Linde
Notizen

Es ist Sommer. Es ist heiß. Es ist Urlaubszeit. Entspannung im Freibad, an einem See oder an der Alten Donau sind angesagt. Auch ein guter Zeitpunkt, um entkrampft über Gott und die Welt nachzudenken, zum Beispiel darüber, wozu schreibt man eigentlich regelmäßig Kolumnen? Was ist der Sinn, der Zweck einer solchen Tätigkeit? Selbstdarstellung? Wichtigtuerei? Weltverbesserung? Meinungsaustausch mit Lesern? Gibt es solche überhaupt? Ja natürlich, manchmal kommen Reaktionen. Eher positive. Hin und wieder ergibt sich daraus sogar ein Diskurs.

Was unterscheidet meine Kolumnen von den inflationären Beiträgen in den social medias? Eine andere Form des Mitteilungsbedürfnisses, das antreibt? Alle wollen etwas los werden. Vom Kochrezept bis hin zur politischen Meinung.

Ich gehöre zur Generation Zeitungsleser. Da beschäftige ich mich regelmäßig mit Kolumnen, hauptsächlich den politischen. Seit ich selber einmal die Woche eine Kolumne abliefere, ist der Respekt vor den Kommentatoren, die beinahe täglich ihre Spalten füllen, ziemlich gestiegen. Kein leichter Job, eine gewisse Qualität natürlich vorausgesetzt.

In jungen Jahren konnten wir nächtelang über Politik streiten, weniger diskutieren, weil es vorwiegend um Rechthaberei ging. Wahrscheinlich ist die Kolumne noch ein Relikt aus dieser Zeit, weniger emotional vielleicht.

Wenn es um Politik geht, dann herrscht in den Kolumnen meist ein kritischer Ton. Etwas zu kritisieren, die eigene Unzufriedenheit auszudrücken, etwas aufzuzeigen, was einem nicht passt ist hundertmal einfacher, als etwas Positives aufzeigen. Liegt das an der Politik? Oder an den Schreibern?

Solche Sommergedanken beschäftigen mich im Schatten einer Linde im Wiener Kongressbad. Selbstgespräche führen, Gedankenspiele. Vielleicht ist das auch der Kern meiner Kolumnen.

Eigentlich hatte ich nie die Absicht, selbst einmal Kolumnen zu fabrizieren. Dass ich das jetzt dennoch mache, geht einzig und allein auf die Kappe von Herrn Schöpf. Darum ist er dafür auch verantwortlich. Das ist jetzt ein guter Gedanke als Schluss unter der Linde im Kongressbad.


Reminiszenz 1:

Unser österreichisches Nationalteam ist nach heroischem Kampf im Achtelfinale gegen Italien gescheitert. Damit ist unser Team der österreichischen Tradition, glorreich unterzugehen, treu geblieben. Zur österreichischen DNA gehört Höflichkeit. Wir sind stets die siegreichen Verlierer. Das ist unsere Rolle.

Reminiszenz 2:

Die Wahlschlappe für Pamela Rendi-Wagner gibt mir zu denken. Für mich machte sie in der Pandemie eine gute Figur. Besonders, dass sie sich in ihrer politischen Arbeit nicht der totalen Fundamentalkritik verschreibt, gefällt mir. Aber wahrscheinlich wollen einige in der SPÖ solche Kläffer wie in der FPÖ. Auch ist Rendi-Wagner keine typische Politikerin, was sie mir zusätzlich sehr sympathisch macht. Und auch die Diskussion über die „Staatsbürgerschaft“ ist richtig und wichtig.

Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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