Elias Schneitter
Wem bringt der Tourismus noch etwas?
Notizen
Mit dem Tourismus in unserem Land beschäftige ich mich eigentlich relativ wenig. Höchstens einmal im Jahr ärgere ich mich über die Vorschreibung von € 48,– Tourismusabgabe, die ich als Verleger zu bezahlen habe. Angeblich hat Felix Mitterer wegen dieser Vorschreibung überhaupt gleich Tirol verlassen.
Nun, das tue ich nicht, da ich ja ohnehin das halbe Jahr in Wien lebe. Dort ärgere ich mich zwar auch manchmal – besonders zur Vorweihnachtszeit –, wenn Horden von Städtetouristen mein Lieblingscafé stürmen und ich keinen Platz mehr finde.
Mein Heimatdorf Zirl hat mit dem Tourismus, außer einer zusätzlichen Verkehrsbelastung, nichts am Hut. Bei uns findet Fremdenverkehr nicht statt. Manchmal frage ich mich, wer eigentlich in Tirol Nutznießer des Tourismus ist.
Ehrlicherweise muss man feststellen, dass auch unser Dorf bis herauf in die 1980-er-Jahre von den Fremden sehr profitiert hat, ehe es wegen des Verkehrs unattraktiv für diesen Geschäftszweig wurde.
Aber heute, wer profitiert heute? Außer einige Tal- und Liftkaiser in den Seitentälern, Ziller-, Ötz-, Pitztal und vor allem in Ischgl? Kitzbühel erwähne ich absichtlich nicht, weil das in ausländischen Händen ist. Und von Seefeld hört man, dass so ziemlich alle Hotels den Banken gehören.
Mein Sohn unterrichtet Berufsberatung im Polytechnikum. Von den fünfzig Schülern, die er zu betreuen hat, will aktuell keiner eine Lehre im Tourismus machen. Mechaniker, Friseurinnen, die üblichen Berufe stehen immer noch auf der Wunschliste. Nicht einmal zu einer Schnupperwoche sind die Schüler bereit. Hände weg vom Tourismus!
Daraus ergibt sich eigentlich eine ganz witzige Konstellation: Überspitzt könnte man formulieren: die Menschen, die im Tourismus noch arbeiten, kommen genauso aus dem Ausland wie ihre Gäste. Ein Wirtschaftszweig von Fremden für Fremde!
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