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Elias Schneitter
Das Ende des Tiroler Profi-Fußballs
Notizen

Der aktuelle Profi-Fußball Tirols ist in einer veritablen Krise. Seit meiner Kindheit begleitet mich der Fußball in den verschiedensten Funktionen: als Spieler, Trainer, Funktionär und natürlich als Fan.

In meiner Jugend bis herauf zur Jahrtausendwende war ich auch Fan von Wacker Innsbruck, bzw. später dann von Swarovski Tirol. Noch heute erinnere ich mich an die legendären Spieler wie Wolny, Siber, Redl oder Buffy Ettmayer oder später dann Hansi Müller oder Beppo Gorosito in der Zeit von Gernot Langes als Präsident.

Der große Bruch aus meiner Sicht begann mit dem Abbruch des alten Tivoli-Stadions und dem Neubau auf der anderen Straßenseite. Plötzlich tauchten dubiose Managertypen auf, denen es nicht mehr um den Fußball ging, wie unter Steinlechner und Langes, sondern ausschließlich darum, die eigenen Taschen zu füllen.

Der große Eklat passierte mit der Namensgebung des neuen Tivoli mit „Tivoli neu“. Da vergraulte man den großen Mäzen Langes endgültig und hing ihm auch noch eine Klage wegen eines Sponsorbeitrags an.

Ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem Tiroler Geld-Fußball kontinuierlich bergab.

Inzwischen gibt es zwar in Wattens (ansatzweise auch bei Wacker Ibk.) Anstrengungen wieder an die großen alten Zeiten anzuknüpfen. Trotz der Bemühungen in Wattens – und der Verein agiert sehr sympathisch und scheint gut aufgestellt: mit den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten ist es damit nicht möglich in Österreich vorne mitzuspielen.

Die Wattener können nicht in ihrem Heimstadion auftreten, weil es nicht den geforderten Bedingungen entspricht. Und einen entsprechenden Umbau lehnt die Gemeinde ab.

So finden die Matches im Tivoli vor zweitausend Zuschauern statt, und das ist nichts weiter als eine Trauergeschichte. In letzter Zeit habe ich mir einmal so einen Spaß gegeben und mir haben die Spieler leid getan, die sich vor so einer Kulisse abmühten.

Dabei bin ich überzeugt, dass Tirol das natürliche Potenzial hätte, um wieder einen österreichischen Spitzenverein auf die Beine zu stellen und mit den Vereinen in Salzburg, Linz, Graz und Wien mitzuhalten.

Aber da müssten alle Kräfte gebündelt werden, in Wattens und Innsbruck müsste man unter die Vergangenheit einen Strich ziehen und einen Neustart beginnen.

Wenn das nicht gelingt, dann sehe ich für Tirol im Geld-Fußball keine Zukunft für sehr lange Zeit. Und man könnte dann ohne weiters das Tivoli abwracken und das Areal einer besseren Verwendung zuführen. Einem dringend notwendigen kommunalen Wohnbau zum Beispiel.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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