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Elias Schneitter
Terroristen, Hacker, Bürokratie
Notizen

Vor mehr als einem Jahrzehnt bin ich eine Zeitlang viel mit Flugzeugen unterwegs gewesen. Meistens ging es in die USA. 

Damals haben mich bei der Fliegerei besonders diese ewigen Checks in den Flughäfen genervt. Und jedesmal verfluchte ich die Terroristen, die uns diese Schikanen eingebrockt haben. Es machte die Sache auch nicht besser, wenn sie sich als Freiheitskämpfer bezeichneten.

Der gleiche Unmut überkommt mich, wenn ich am PC oder am Handy mit den Passwörtern, Pins, TANs oder TCMS-Verfügernummern meine Probleme habe, die mich vor diesen verdammten Hackern schützen sollen. 

Wie letzthin, als ich mir Theaterkarten übers Internet bestellen und bezahlen wollte. Der Endeffekt war, dass meine Visa-Card nicht akzeptiert und schlussendlich (falsche Eingaben) meine Bankomatkarte auch noch gesperrt wurde und ich zwei Tage zwischen Bank und A1 hin und her rannte, um wieder mit online banking bezahlen zu können.

Ein Freund sagt zu mir immer wieder: alle Hacker sollen dem archaischen islamischen Recht unterworfen werden, wo  für Diebstahl Hände ab gilt. Sehr böse! So weit wollen wir doch nicht gehen. Die Hacker sind ja in ihrer Wahrnehmung auch wieder nur edle Freiheitskämpfer!

Als ich diesmal in Wien in meine Unterkunft kam, stand genau vor der Haustür ein Ungetüm. Ein Bohrturm. In meiner Gegend soll die U5 gebaut werden. Jetzt gibt’s Probebohrungen. Den ganzen Tag heißt das wumm wumm wumm

In der Wohnung ist es nicht auszuhalten, weil man sonst wahnsinnig wird. Ich versuchte, eine Beschwerde anzubringen. Und es gelang mir, zu insgesamt neun Ansprechpartnern des Bezirks, der Stadt Wien, der Firma weiterverbunden zu werden, von denen aber keiner zuständig war. Ich wollte nur wissen, wie lange die Bauarbeiten noch andauern würden. 

Auch die Firma konnte mir kein genaues Datum bekanntgeben. Aber der Bedienstete meinte, dass sie im Auftrag der Stadt tätig seien und die U5 soll dazu beitragen, die Stadt grüner zu machen. Interessante Begründung! Wohl zum Preis, dass ganze Stadtviertel in den Wahnsinn getrieben werden. Aber das scheint eben eine grüne Stadt zu kosten.

Jedenfalls habe ich mich entschlossen, ein paar Tage nach Prag zu fahren; nach Tirol zurück wollte ich nicht. Da ist in meiner Nachbarschaft auch nur eine große Baustelle.

Auf alle Fälle ist für mich das Resümee dieser Erfahrungen, dass wir Menschen alles unternehmen, um uns gegenseitig das Leben zu vermiesen. Jedenfalls wundere ich mich immer weniger darüber, wenn wieder einmal einer durchdreht und als Friedensaktion irgendetwas in die Luft sprengt. Diese Bemerkung bitte natürlich nicht ernst nehmen!

So und jetzt auf nach Prag! Vielleicht ist nachher der Bohrturm weg.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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