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Elias Schneitter
Ein leeres weißes Blatt
Notizen

In der Literatur kommt es gar nicht so selten vor, dass Autoren am Beginn eines neuen Werkes völlig verzweifelt vor einem leeren weißen Blatt Papier sitzen und sich mit einer schweren Schreibblockade abplagen.

Bin ich auf solche Texte gestoßen, dann hab ich die Lektüre stets eingestellt, weil ich mir von solchen Ergüssen nichts erwartet habe. Fällt einem nichts ein, dann sollte man sich mit etwas anderem beschäftigen.

Einmal habe ich einen witzigen Film gesehen, in dem ein völlig fertiger, sich die Haare raufender Autor vor einem weißen Blatt sitzt und keine Zeile zustande bringt. In seiner Hoffnungslosigkeit spitzt er einen Bleistift nach dem anderen mit seinem elektrischen Spitzer, bis er, endgültig verwirrt, schließlich gar seinen Zeigefinger statt des Bleistifts in den Spitzer steckt.

Unser „gestrenger“ Chef beim schoepfblog will von seinen Autoren immer schon am Montag im Voraus das Thema für den nächsten Beitrag wissen. Ich bin in der Regel für den Samstag vorgesehen. Also muss ich mir schon fast eine Woche vorher meine Gedanken machen, was ich schreiben will.

Wenn mir nicht gleich was einfällt, denke ich mir jedes Mal: „Kein Problem, ich schick dem Boss einfach eine weiße leere Seite.“ Dann könnten die Leser sie ja eigenhändig ausfüllen.

Gestern habe ich im Fernsehen einen Bericht aus Russland gesehen. Eine junge Frau hält bei einer Demo gegen die Invasion in der Ukraine ein weißes unbeschriebenes Plakat in die Luft. Daraufhin wird sie sofort verhaftet und abgeführt.

Note 1: Oft wird behauptet, dass Frauen, wenn es um die Liebe geht, besonders „bad boys“ bevorzugen würden. C.H. Huber jedenfalls würde diese These in ihrem gerade erschienenen Roman „Sagtest du Liebe“, herausgekommen bei TAK, mehr als nur bestätigen. Erzählt wird die Geschichte einer zermürbenden obsessiven Beziehung einer Frau mittleren Alters mit ihrem Lover, der alle Register des Psychoterrors zieht und stets auf der Flucht vor einer festen Bindung ist. Ein quälendes Spiel der beiden. Das Buch besticht durch eine ehrliche aufrichtige Darstellung des Dilemmas, dass Mann und Frau auf Dauer nicht füreinander geschaffen sind. Ein sehr empfehlenswerter Roman.

Note 2: Wenn in den Medien berichtet wird, dass Macron oder Scholz mit Putin telefoniert haben, dann frage ich mich immer, wie diese Gespräche ablaufen.

Scholz: „Guten Tag, Wladimir. Wie läufts? Gut geschlafen?“
Putin: „Danke, alles läuft nach Plan.“
Scholz: „Wie fühlt man sich so als Kriegsverbrecher, der Geburtenstationen…“
Putin: „Was soll diese Unterstellung? Die Kriegsverbrecher sitzen im Westen, in Amerika…“
Scholz: „Russland muss endlich einen Waffenstillstand akzeptieren und zu Friedensverhandlungen bereit sein.“
Putin: „Das russische Volk ist das friedliebendste der Welt. Wir haben euch im Westen den Frieden gebracht. Wir haben die Nazis besiegt.“
Scholz: „Aber die Ukraine…der Krieg.“
Putin: „Es gibt keine Ukraine. Und es gibt keinen Krieg.“

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. c. h. huber

    lieber elias,
    deine humorvollen, klugen, oft auch satirisch-sarkastischen beiträge lese ich immer sehr gerne. wie erstaunt war ich nun aber, sogar eine kleine besprechung meines romans „sagtest du liebe“ hier vorzufinden! freut mich natürlich, dass dir der roman gefallen hat und du ihn weiterempfiehlst.
    merci und herzlichst ceha

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