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Elias Schneitter
Gedanken eines Flaneurs

Beim Flanieren durch die Stadt kommt einem allerlei in den Sinn bzw. man nimmt von Passanten den einen oder anderen interessanten Gesprächsfetzen auf.

Zum Beispiel Elefantenrunde: Vor großen wichtigen Wahlentscheidungen gibt es auf den unterschiedlichen Sendern immer wieder so bezeichnete Elefantenrunden. Nun weiß ich, was damit gemeint ist, aber irgendwie kommt einem bei diesen Diskussionen wirklich vor, als ob die teilnehmenden Politiker medial wie Elefanten im Zirkus vorgeführt werden.
Auch hab ich immer wieder bei Interviews mit Politikern im Fernsehen oder auch im Radio den Eindruck, als würden sie wie Kriminelle behandelt, die einem Verhör ausgesetzt sind.

Zum Beispiel Fernsehen: Im TV gibt es momentan drei Programmschwerpunkte. An erster Stelle stehen unangefochten Krimis, dann Berichte über die Klimakatastrophe und drittens werden Dokus über das 3. Reich gesendet, wobei die Nazis meist so dargestellt werden, als ob sie wie Aliens über das Land hereingebrochen und mit Kriegsende wieder verschwunden wären.

Zum Beispiel Russland: Aus einem Gespräch in der Josefstädterstraße schnappte ich folgende Bemerkung auf: Während sich Russland räumlich ausdehnt, schrumpft es geistig zu einem blutrünstigen Monster zusammen.

Zum Beispiel Kunst: Früher hieß es bei der Kunstproduktion: 5 % Inspiration und 95 % Transpiration. Heute heißt es: 1 % Inspiration und 99 % Marketing.

Zum Beispiel Yppenplatz: Am Yppenplatz in Wien hat ein Aktivist in Shorts und Sombrero folgendes lautstark verkündet, ehe er von zwei freundlichen Polizisten beruhigt wurde.
Deutsche raus aus Mallorca
Deutsche raus aus dem Ausland
Deutsche heim ins Reich
Deutsche zurück hinter die Mauer…

Zum Beispiel Renaturierung: Eines meiner Lieblingsthemen, auch im Blog, ist meine Ablehnung von Rasenmähern. Ich gebe zu, dass ich dazu ein fast neurotisches Verhältnis habe. Jedesmal, wenn ich so ein Ungeheuer losdonnern höre, steigt der Blutdruck. Jetzt will die EU ein Renaturierungsprogramm durchsetzen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen zehn Prozent der Natur wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden. Das wäre auch ein guter Vorschlag im Hinblick auf geschniegelte und gestriegelte Rasenanlagen. Sie sollten komplett zu jenen zehn Prozent gehören, die der Natur überlassen werden: für Bienen, Insekten und Blumen!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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