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Elias Schneitter
Fragen eines denkenden Menschen
Notizen

Papst Urban II. hat zum Heiligen Krieg
zur Befreiung Jerusalems aufgerufen.
Hat er das Blutbad allein angerichtet,
dem Tausende von Frauen, Kindern und Soldaten
zum Opfer fielen?

Im Berliner Sportpalast hat Josef Goebbels
zum totalen Krieg aufgerufen.
Hat er allein gejubelt?
Oder wie war das damals
vor der Wiener Hofburg
nach dem Einmarsch im März 1938?

Hitler hat sechs Millionen Juden,
Hundertausende Roma, Sinti, Homosexuelle
und Andersdenkende vernichtet.
Hat er das ganz allein gemacht?

Haben Handwerker die Stacheldrahtzäune
rund um die Lager aufgestellt?
Wer hat die Bäume für die Baracken gefällt,
geschnitten, geliefert und abgerechnet.
Waren das alles Anhänger des Regimes?

Jakobiner verbreiteten Schrecken und Terror
und die Guillotinen liefen heiß, während die Köpfe rollten.
Haben dieses Schauspiel nicht auch viele zu ihrer Belustigung mitverfolgt, angeblich sogar strickende Frauen?

Wer hat die 60-tausend Wiener Wohnungen,
die arisiert wurden, übernommen und nach
dem Krieg weiterhin bewohnt?

Die großen drei Schlächter, Stalin, Hitler, Mao:
Haben sie ihr dreckiges Geschäft allein verrichtet?
Hatten sie keine Handlanger?
Waren da alle unschuldig, weil sie keine Ahnung hatten,
von dem, was sie anrichteten.
Hatten sie nur ihre Pflicht erfüllt?

Und nach deren Abtreten.
Hatte man von allem nichts gewusst?
Aber was hätte man auch dagegen unternehmen können?
Genügt das als Reinwaschung?
War man wirklich völlig machtlos?
Und wird hinter vorgehaltener Hand nicht stets gesagt, dass nicht alles so verdammenswert war von dem,
wovon man nichts wusste?

Und heute glaubt
zumindest in Russland
die überwiegende Mehrheit
der Bevölkerung immer noch an die Worte der
Friedensengel aus Moskau?
Werden da nicht Brüder geschlachtet?
Kinder? Alte hilflose Menschen?
Sind immer alle völlig unschuldig,
wenn sie sich von Mörderbanden regieren lassen
und diese in ihre Ämter wählen?

So viele Berichte…
So viele Fragen…

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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