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Elias Schneitter
Freie Medien, Zyniker und Kabarettisten
Notizen

Wäre man Zyniker oder Kabarettist, dann könnte man es sich beim Thema „freie und unabhängige Medien“ einfach machen und fragen: Frei wovon? Von Objektivität? Von der Wahrheit? Von allen Skrupeln?

Als Kabarettist hätte man mit solchen Wortspielen gewiss die Lacher im Publikum auf seiner Seite. Und als Zyniker könnte man sich zufrieden über seine eigene Abgeklärtheit zurücklehnen. Aber so einfach ist die Sache natürlich nicht. Trotzdem hat es was an sich.

Die klassischen Medien stehen inzwischen mit dem Rücken zur Wand. Wahrscheinlich um Zuseher zu gewinnen, hat sich da eine Form des „kritischen Interviews“ bei den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen etabliert, eine Form, bei der es darum geht, mit inquisitorischen Mitteln Politiker und Politikerinnen aufs Glatteis zu führen und sie als „Pausentrottel“ hinzustellen. „Respektlosigkeit“ und „Bösartigkeit“ sind gefragt.

Einige Male habe ich mich schon gewundert, warum sich die Betroffenen das eigentlich gefallen lassen und nicht das Studio verlassen?

In letzter Zeit habe ich vermehrt den Nachrichtensender CNN konsumiert. Da wird vorwiegend interviewt. Dabei konnte ich eine andere Art von Interviews erleben.

Befragte können ihre Ansichten ohne Unterbrechungen ausführen. Nie werden sie unterbrochen. Es wird ihnen auch nicht gleich gesagt, „Bitte halten sie sich kurz“. Beim Frage/Antwortspiel herrscht Respekt, ohne bösartige Grundstimmung. Und als Zuseher kann man selbst seine Schlüsse aus dem Gesagten ziehen und sich seine Meinung bilden.

Das mag vielleicht ein veralteter Interview-Stil sein, aber bitte. Ich finde ihn gut. Zumal es mir dabei zusätzlich gelingt, mein schlechtes Amerikanisch etwas aufzumöbeln.


Note 1: Zu Beginn des Neuen Jahres möchte ich auch eine positive Nachricht aus der Welt der Stammtische bringen. Vor etwas mehr als zwei Jahren, ich erinnere mich noch sehr gut, hat es bezüglich des Rauchverbots in den Lokalen heftigste Diskussionen gesetzt. Der Stammtisch ist ja nur selten ein Ort der Ausgewogenheit und der Vernunft. Der Untergang der Gastronomie stand damals für viele bereits fest, ja, beinahe schien schon ein Weltuntergang heraufzudämmern. Inzwischen hat sich das „rauchfrei“ am Stammtisch bestens bewährt. Sogar die Hardcore-Raucher geben zu, dass dieses Verbot im Gasthaus eine sehr gute Sache ist. Und brav verlassen sie den Innenraum und gehen hinaus, wenn sie eine stauben wollen. Super!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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