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Elias Schneitter
Da Putin is ka Trottel ned.
Notizen

Zwei Pensionisten, einer mit Gehstock mit Silberknauf, der andere mit Rollator mit Handbremse, auf einer Parkbank am Clemens Hofbauer Platz in Wien Hernals. Tiefer Ottakringer Dialekt, der hier aus Gründen der Verständlichkeit nicht ganz genau wiedergegeben werden kann.

Eins:
Guat schaut er nimma aus, da Putin, mit sein aufdunsenen Gsicht.

Zwei:
Da mach i ma um den Biden mehr Sorgen. Der is nimma weit weck vu der Demenz.

Eins:
De Sanktionen wern in Putin gonz sche zun schaffen machen.

Zwei:
In Putin tan de gor nix, nit amoi in die Russn, wäu de sann net verwehnt und kennen eh kann Wohlstand.

Eins:
Olle westlichen Firmen ziagn aus Russland a Spur. Sogar der McDonalds.

Zwei:
Das tuat de Russn gor nix. Die braten sich holt de Laberl söwa.

Eins:
Owa da Rubel is im Oasch…

Zwei:
Mir san im Oasch.

Eins:
Mir san hoit abhänging mitn Gas und in Öl und den Weizen.

Zwei:
Gonz genua. So gsehn, brennen mir dem Putin sein Kriag.

Eins:
Ma miasset halt an Embargo…

Zwei:
Des is a totaler Blödsinn, weil dann liefert da Putin hoit sei Gas in die Chineser und die Inder. Der Putin macht sein Rewak a ohne Westen, da kannst Gift drauf nehmen. Is anzige, des wos wir kassieren, san den ganzen Flüchtlinge. Der Putin fiart Kriag in Syrien, Ukraine, Tschetschenien und überall und wir kassieren die Flüchtlinge.

Eins:
Mir nemma ja olles auf.

Zwei:
Ja, weil mir san ja solchene Trotteln. Der nägschte Schub vu die Neger steat schu vor der Tiar, wenn se nix mehr zun Fressn haben, weil der Putin sein Weizn vu di Ukrainer nit ausfiarn losst.

Eins:
Aber in die Ukrainer muas ma ans lassen, kämpfen tuan se scho guat.

Zwei:
Aber Chance haben se kane.

Eins:
Trotzdem, i glab unsere Leut tätn wegen Österreich ned so in Schädel hinhalten.

Zwei:
Das is sicher wahr. Die Ukrainer kämpfen, alle Achtung, kämpfen tans. Gonz onders wia in Afghanistan oder in Syrien, da ziagn die Manderleit a Spur und lossn de Menscher zrugg.

Eins:
Das san de Moslem, de feigen Hund.

Zwei:
Richtig, aber bei uns die Grian holn ja ols ins Lond. Mir nehmen ja ois auf, a wenn man söwa in Oasch gengen mit de Muezzin-Brüder. Aber des wü jo de Putin. Der is ja nit deppat.

Eins:
I bin schu gspannt wia das weitergeht.

Zwei:
Wia soll es weitergehn? Die Ami und die Chineser machen ihre Gschäftln und mir in Europa gengan mit unserer Wirtschaft in Oasch.

Eins:
So wird’s sein. Und der Putin…

Zwei:
Der Putin lacht sich an Ast über unsere Blödheit.

Eins:
Glabst ned, dass se eam hamdrahn?

Zwei:
Wer soll den hamdrahn. Der sitzt fest im Sattel, schau den Oasch Assad in Syrien an oder de Taliban bei de Kameltreiber. Olle san se no oben.


Note 1: Milliarden. In letzter Zeit wird mit den Milliarden nur so herumgeworfen. Kindergartenmilliarde. Pflegemilliarde. Patientenmilliarde, Bundesheermilliarde. Milliarden um Milliarden. Demnächst werde ich auch bei der Regierung um eine Milliarde ansuchen.


Note 2: Dekadenter Westen. Putin und seine Epigonen trommeln unentwegt vom dekadenten, nazistischen Westen. Eigentlich vertreten sie damit genau die Meinung wie sie im Westen von vielen Intellektuellen vertreten wird. Seltsame Allianz.


Note 3: Osterweiterung. Schaut man sich an wie Orban der EU auf der Nase herumtanzt, aber auch die polnische Führung, dann kann man nur hoffen, dass die Länder vom Westbalkan noch lange nicht in die EU aufgenommen werden, oder dass zumindest das Prinzip der Einstimmigkeit abgeschafft wird.


Note 4: Putinversteher. Noch bis zum Einmarsch in die Ukraine habe ich – trotz Krim, trotz Grosny, trotz Luhansk und Donbass, trotz Syrien – immer wieder Verständnis für ihn geäußert. „Was wäre passiert, wenn er nicht an die Macht gekommen wäre. Da hätte es ganz andere finstere Mächte gegeben.“

Inzwischen muss ich mir den Vorwurf des Putinverstehers gefallen lassen und muss mir eingestehen in vielen Dingen nicht ganz klare Kante gezeigt zu haben, obwohl das aufgrund der Fakten eigentlich auf der Hand lag.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. H. W. Valerian

    Herrlich! Genau so wird geredet. Und ganz so unrecht haben die Parkbankstrategen auch wieder nicht, oder?

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