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Elias Schneitter
Buchhandel und Greißlersterben
Notizen

Derzeit erleben wir im Buchhandel eine rasante Ausdünnung. Immer mehr Läden schließen oder stehen vor der Schließung. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand. Konzerne wie Amazon haben für den Konsumenten ein besseres Angebot. Zumindest im Moment.

Das Sortiment im klassischen Buchhandel reduziert sich in der Regel und logischerweise auf Titel, die sich verkaufen lassen. Für Nischen ist kaum Platz, weil diese merkantil nichts bringen.

Bei den großen Anbietern ist das Angebot riesig, da läuft auch Unverkäufliches einfach mit. Hinzu kommt: das Buch wird in der Regel portofrei nach Hause geliefert. Das kann der Buchhandel nicht anbieten.

Aus eigener Erfahrung als Verleger weiß ich, dass es keinen Sinn macht, sich mit den Großen anzulegen. Die Entwicklung ist die gleiche wie einst beim Greißlersterben. Diese waren auch nicht mehr zeitgemäß, darum sind sie von der Bildfläche verschwunden und man muss ehrlicherweise sagen, dass das auch niemanden mehr juckt.

Ein ähnliches Schicksal wird den üblichen Buchhandel ereilen. Da wird die Forderung, die Mehrwertsteuer zu senken, nichts nützen. Sollte eine solche Senkung kommen, freut sich vor allem Amazon, denn diese quasi Erleichterung nützt auch ihm und er kann weiterhin die Kleinen dumpen. 

Die Frage ist nur, ob das attraktive Angebot bei den Großen auch dann noch gilt, wenn sie endgültig eine Monopolstellung erlangt haben?

Was das Buch betrifft, muss man auch hinzufügen, dass seine Produktion in Österreich sehr oft von der öffentlichen Hand gefördert wird. Neben der Buchpreisbindung, die es zum Beispiel in der Schweiz nicht gibt, könnte in Österreich ohne Förderungen kaum ein Literaturverlag überleben. 

Auch sonst wird viel Steuergeld für das Buch zugeschossen: Literaturhäuser, Literaturstipendien, öffentliche Büchereien, Literaturpreise, Literaturfestivals – alles Maßnahmen, die mit Geld vom Staat für das Buchmarketing verwendet werden.

Dennoch wird es, wie es so grausig heißt, dem Großteil des Buchhandels an den Kragen gehen. Da wird auch die Senkung der Mehrwertsteuer nichts nützen.

In meinem Leben habe ich viele Buchhändler und Buchhändlerinnen kennengelernt und in der Regel waren das stets sympathische, freundliche und interessante Menschen. Aber wie es dem Zug unserer Zeit entspricht, werden sie jetzt durch den anonymen digitalen Handel ersetzt werden.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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