Elias Schneitter
Gift im Mund
Über Amalgam und den neuen Hader-Film
Notizen

Jetzt hat also die EU ein Verbot von Amalgam für die Zahnfüllungen beschlossen. Nun geht es da sicher nicht um eine weltbewegende Veränderung und schon gar nicht um eine gesundheitspolitische.

Wenn die Zahnärzte unisono verkünden, Amalgam sei um 20 bis 40 mal unschädlicher als der Verzehr einer Dose Thunfisch, kann man allerdings davon ausgehen, dass die Zahnärzte-Lobby es war, die sich für das Verbot stark gemacht hatte.

Schlicht und einfach geht es dabei um nichts weiter als um Mehrkosten für die Patienten. Denn ich bin überzeugt, dass die Verwendung von Kunststoff oder Keramik teurer ist als Amalgam. Auch bin ich überzeugt, dass in etwa fünf Jahren der Kunststoff im Mund in die Kritik geraten wird und noch ein teurerer Ersatz kommt. Es ist immer das alte Spiel.

Gut erinnere ich mich an die Zeit, als ich noch in der Krankenkasse meine Brötchen verdiente und zuständig für die Bearbeitung von Beschwerden war. Eine Zeitlang häuften sich die Eingaben, teilweise schon mit hysterischen Auftritten, in denen Versicherte als Ursache für ihre diversen Leiden die Amalgam-Füllungen ansahen.

Es folgten, zumeist auf Anraten der Ärzteschaft, sündteure Zahnsanierungen, jeweils im höheren vierstelligen Bereich. Die Kasse erstattete dagegen mehr oder weniger nichts. Das sorgte logischerweise für gewaltigen Unmut. Es gab Klagen. In den allermeisten Fällen erfolglos. Eine Vergiftung des Körpers durch Quecksilber (Epicutantest) konnte nicht festgestellt werden.

Die Versicherten blieben auf ihren Kosten sitzen und ihr Gesundheitszustand verbesserte sich zumeist auch nicht. So ebbte mit der Zeit die „Hysterie“ wieder ab.


Der neue Hader

Josef Hader hat mit seinen Programmen zweifellos Kabarettgeschichte geschrieben. In den letzten Jahren hat er sich auch als Drehbuchautor betätigt. Zuerst Die wilde Maus und jetzt Andrea lässt sich scheiden.

So genial Hader auf der Bühne sein Metier beherrscht, für seine Filme gilt das meiner Ansicht nach nicht. Besonders, was Andrea lässt sich scheiden betrifft. 

Die Story ist zusammengestopselt, verkrampft erzählt und bei den Haaren herbeigezogen. Und sie berührt nicht. Die Minichmayr als Andrea hat man schon in besseren Rollen gesehen, und Hader als verschrobener, lächerlicher Religionslehrer ist nur mäßig glaubwürdig und besteht vor allem Papier aus Papier.

Den Film muss man nicht unbedingt gesehen haben. Im Gegensatz dazu hat mich Rickerl mit Vodoo Jürgens viel mehr angesprochen.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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