Andreas Raffeiner
Brief aus Bozen
Armutsfalle in Südtirol

Inmitten des offenkundigen Wohlstands von Südtirol verbirgt sich eine unsichtbare Armutsfalle. Die steigenden Lebenshaltungskosten lassen viele Einheimische an den Rand gedrängt zurück, während ganze Dörfer zu Ferienwohnungen umgewandelt werden und Bauernhöfe zu Statussymbolen für Städter werden. 

Stadtwohnungen dienen nicht mehr nur dem Wohnen, sondern werden zu betonierten Statussymbolen für Außenstehende, die sie als lukrative Geldanlagen betrachten. Für Mindestrentner und Niedrigverdiener hingegen wird der Traum von einer eigenen Mietwohnung unerschwinglich, während Alleinerziehende nicht mehr wissen, wie sie überleben sollen.

Die politische Verantwortung, sicherzustellen, dass Einheimische sich weiterhin ihre Heimat leisten können, ist dringender denn je. Es ist an der Zeit, die Zukunftssorgen der Menschen ernst zu nehmen.

Es wird höchste Zeit, die lauten Forderungen nach immer mehr zur Seite zu schieben. Ausreichende Renten, bezahlbares Wohnen, angemessene Gehälter und eine sichere Gesundheitsversorgung sind keine Luxusgüter, sondern aktuelle Bedürfnisse, die es sicherzustellen gilt.

Die Hoffnung ruht auf der neuen Südtiroler Landesregierung, dass die Schlachtrufe im Wahlkampf nicht nur Lippenbekenntnisse waren, sondern in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. 

Andernfalls droht die Kluft zwischen Arm und Reich weiter zu wachsen, mit fatalen Folgen selbst für das vermeintlich reiche Südtirol.

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Andreas Raffeiner

Geboren 1979 in Bozen und dort wohnhaft, 1996-2000 Lehre zum Buchbinder, 2000 Gesellenprüfung, 2000-04 im Verwaltungsbereich tätig, seit 2002 freiberuflicher Redakteur, 2007 Matura auf zweitem Bildungsweg, 2007-2015 Diplomstudium der Geschichte und Wahlfächer (Abschluss: Mag. phil.) in Innsbruck, 2015-2019 und seit 2023 Doktoratstudium aus Geschichte ebd., Referent, Rezensent, Autor von Büchern, Sammelbänden, Aufsätzen zu lokal-, zeit-, rechthistorischen, juristischen und politischen Themen.

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