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Alois Schöpf
Werner Koglers Allianz für die Aufklärung
und Alma Zadić´s Provokation
Notizen

Während unser Staatskaunertaler bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele onkelte, wir sollten doch mehr zusammenhalten und uns gegenseitig nicht so auseinander dividieren lassen, forderte Vizekanzler Werner Kogler bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele eine Allianz für die Aufklärung und mehr Rationalität ein.

Beiden Predigern scheint dabei das eigene Pharisäertum entgangen zu sein, wenn ihre grüne Gesinnungsgenossin Justizministerin Alma Zadić, bisher ein Fels der Vernunft in der Brandung grüner Selbstüberhebung, zeitgleich eine Dichtung ihrer Legisten zu flexiblen Kapitalgesellschaften veröffentlichen lässt, in der nur von Frauen die Rede ist, damit, wie die Ministerin formuliert, die Männer endlich einmal merken, wie fein es ist, wenn man nur mitgemeint ist.

Dass dieser bislang schamloseste Missbrauch der deutschen Sprache zu totalitärfeministischen Zwecken ausgerechnet von der Angehörigen jener Partei kommt, die der Staatskaunertaler bei seiner hochkulturellen Predigt in Bregenz vergessen hat, und dass diese Provokation ausgerechnet aus einem Ministerium kommt, das eigentlich ein Vorbild für Besonnenheit, Augenmaß und die von Kogler eingeforderte Rationalität sein sollte, legt den Verdacht nahe, dass die Grünen angesichts alarmierender Umfragewerte beschlossen haben, so wie die FPÖ am rechten, nunmehr die Radikalen am linken oder zumindest „woken“ Rand einzusammeln, bevor ihnen der durch die Lande tourende Händeschüttler Andreas Babler zuvorkommt.

Dabei dient ihnen die Wut jener, die ihren gesunden Menschenverstand noch nicht dem Genuss geopfert haben, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, und die dafür als Normaldenkende plötzlich von den heimischen Christdemokraten einkassiert werden, wobei hierzulande natürlich niemand die Frage stellt, wie gesunder Menschenverstand je etwas mit Christentum zu tun haben könnte, als Katalysator einer Identitätspolitik, die mittels Empörung sichere Wählergruppen zu generieren hat.

Frauen zum Beispiel, die ihre Identität daraus beziehen, dass sie sich ununterbrochen unterdrückt fühlen, mutieren durch die neuerliche Demütigung, den Gesetzestext zweifelsfrei von einem Deutschlehrer korrigieren lassen zu müssen, bevor er mit Zustimmung der ÖVP überhaupt ins Parlament gelangt, im idealen Fall zu empörten Grünwählerinnen, ohne dass die nunmehr seit Jahren an der Macht mitnaschende Ökopartei den Beweis antreten müsste, für das weibliche Geschlecht je etwas Reales geleistet, außer mit einem Gesetzestext die Männer geärgert zu haben.

Um gehorsam den Zynismus des Staatskaunertalers und des Vizekanzlers, die bei Festspielen Zusammenhalt und Rationalität predigen und in der politischen Realität das Auseinanderdividieren der Gesellschaft praktizieren, vergessen zu machen, empfiehlt übrigens die linkshedonistische Kollegenschaft aus den Medien mit herablassend priesterlicher Geste allen, die diese neueste Verlogenheit unserer Moralapostel unerträglich finden, mit Verweis auf ein Mitarbeiterinnengesetz in Kärntens Gemeinden und ein Kinder- und Jugendhilfegesetz in Tirol, sich doch bitte nicht lächerlich zu machen.

Dagegen muss allerdings ganz im Sinne der von Kogler eingeforderten Rationalität eingewandt werden, dass gegen die Verwendung der weiblichen Form bei Gesetzen, die vor allem weibliche Staatsbürger betreffen, im Sinne eines Sprachgebrauchs, der der Realität entsprechen sollte, keinerlei Einwände bestehen.

Dass Zadic´s Gesetzesentwurf jedoch damit nichts zu tun hat und vielmehr als bewusste Provokation einzustufen ist, ergibt sich auf Basis einer bekanntlich für Aufklärung und Rationalität stets wichtigen Detailgenauigkeit daraus, dass von den im Gesetz angesprochenen Gründern von Kapitalgesellschaften in Österreich lediglich 9 % weiblichen Geschlechts sind und, basierend auf deutschen Daten, dort 84 % der Gründer Männer sind. In Österreich wird es sich nicht anders verhalten.

Die Aufregung über die neuerliche grüne Verlogenheit besteht also durchaus zurecht.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. c. h. huber

    eigentlich eine „alte haubn“, was sich unsere geschätzte justizministerin als scherz oder eben aufmerksammachung erlaubt hat. wir hatten sowas in tirol bereits vor jahren. leider weiß ich nicht mehr, ob es gabriele fischer oder eine andere tiroler politikerin war, die uns einen offiziellen text in nur weiblicher form beschert hatte. also bitte statt schimpfen ein wenig nachdenken über den grund dafür – und vor allem keinen tierischen ernst, lieber ein quäntchen humor!

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