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Alois Schöpf
Politiker, es isch Zeit!
Apropos

Ich bin ein begeisterter Alm-Wanderer und liebe die Einsamkeit der Natur. Wenn ich nun höre, dass immer mehr Wölfe herumgeistern und Bären am Gartenzaun eines Bauernhofs schnuppern oder vom Zug überfahren werden, trübt sich meine Begeisterung ein.

Wie ich auch davon ausgehe, dass allfällige Touristen, die von unseren neuen tierischen Einwohnern hören, nach den nicht ganz ungefährlichen Mutterkühen endgültig Bedenken haben, hierzulande noch einen Wanderurlaub zu buchen.

Die Bilder von qualvoll verendeten Schafen, aber auch die Interviews verzweifelter Bauern sind nicht nur ein touristisches oder almwirtschaftliches, sondern ein Problem von uns allen, die wir gerade dabei sind, aufgrund von unrealistischen Träumen von einer idyllischen Ur-Natur die hohe Lebensqualität unseres Landes aufs Spiel zu setzen.

Dabei ist die Hilflosigkeit der Politik mit ihren bürokratischen Abschussgenehmigungen von Wölfen, die sicherlich mit einem Schild durch den Wald laufen, auf dem steht: „Hallo, ich bin der gesuchte Problemwolf!“ – nur noch peinlich und ärgerlich.

In Wirklichkeit wäre es nämlich höchste Zeit, dass der Tiroler Landtag mit großer Mehrheit, ohne die Grünen natürlich, die weltfremden Schutzabkommen wie die Berner Konvention, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU und das Washingtoner Artenschutzabkommen aufgrund der Bedrohung unserer Lebensgrundlagen hochoffiziell aufkündigt.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 27.05.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Günther Hye

    Als unbedarfter TT-Konsument, der die immer wiederkehrenden Beiträge über Waldschäden und Wildverbiss, Borkenkäferplage, Winterfütterung, Jagd und nicht eingehaltene Abschusspläne, Rotwild-TBC und Gatterabschüsse sowie Rückkehr der großen Beutegreifer liest, gewinnt man den Eindruck, dass die eine öffentliche Hand nicht weiß, was die andere öffentliche Hand tut, und damit insgesamt sehr viel Steuergeld zum Fenster hinausgeschmissen wird. Eine aufeinander abgestimmte Strategie ist nicht zu erkennen. Wenn viel Wild im Wald ist, steigt der Wert der Jagd und damit der Pachterlös. Aber das führt naturgemäß zu mehr Wildverbiss und darüber regen sich wiederum die Waldbesitzer auf, die vielfach gleichzeitig auch Jäger sind. Und die natürlichen Feinde des Wildes, wie Wölfe, Bären und Luchse, will man schon gar nicht im Wald haben. Und daher schickt die Landesregierung Unterstützungsteams (vulgo „ 12 Apostel“) in den Wald, die nichts treffen. Alles in allem viele teure Schildbürgerstreiche, die aber weder die Jäger noch die Bauern zahlen, sondern selbstverständlich die Steuerzahler, denen man mit dem Argument der Wichtigkeit der Schutz- und Bannwälder das Geld aus der Tasche zieht!

  2. Georg Taxer

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Vielen Dank für Ihren Beitrag zum Thema Großraubtiere in der Kolumne der TT vom 27.5.2023.
    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Mit freundlichen Grüßen

  3. Klaus Viertler

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Ihre Kolumne hat mich im Abgang doch sehr geärgert, insbesondere der letzte Absatz.
    Als Journalist, aber auch als Kolumnist sollte man in meinen Augen schon die Fakten (an-)erkennen. Der Tiroler Landtag kann weder die Berner Konvention, noch die FFH Richtlinie oder das Washingtoner Artenschutzabkommen aufkündigen. Genauso wie er nicht einen Paragrafen der Österreichischen Verfassung außer Kraft setzen oder die Menschenrechtskonvention aufkündigen kann. Der Tiroler Landtag ist hierfür schlicht und einfach nicht zuständig/nicht kompetent – und damit ist das rechtlich nicht möglich.
    Wenn der Tiroler Landtag so einen Beschluss fasst, würde er sich zurecht vor allen Augen lächerlich machen.
    Was er dagegen tun kann, ist darauf einzuwirken, den rechtlichen Rahmen auszureizen und auch die FFH-Richtlinie auf EU-Ebene zu ändern. Und daran wird intensiv gearbeitet- Stichwort Norer-Gutachten und Aktivitäten Totschnig /Schmidbauer auf EU-Ebene.
    Wenn ich es mir zum Abschluss erlauben darf: wenn Journalisten Tatsachen nicht anerkennen, Unmögliches von der Politik fordern und falsche Erwartungen an die Politik stellen, schüren sie Frust und Politikverdrossenheit in der Bevölkerung. Sie stehen hier in einer besonderen Verantwortung, werden Sie ihr gerecht!
    Beste Grüße und ein schönes Wochenende!

  4. Helmut Schiestl

    Ich auch! Finde es auch schon langsam grotesk, wie hier herumgeeiert wird. Tierschutz – so wichtig der ansonsten ist – darf nicht vor Menschenschutz gehen! Und dass das mit den Zäunen und Hirtenhunden bei uns nicht gehen wird, ohne dabei den Wander- und Almtourismus zu erledigen, sollte auch den Verantwortlichen klar sein.

  5. Ernst Maier

    Sehr geehrter Herr Schöpf
    Der Zuzug großer Beutegreifer schafft im dicht besiedelten Alpenraum Fakten, derer man sich hinsichtlich Aufklärung und Prävention ernsthaft annehmen muss.
    Doch wie kann ein Journalist von Ihrem Format derart ausrasten und mühsam erkämpfte Abkommen (FFH-Richtlinie, Artenschutzabkommen) generell in Frage stellen? Offenbar erliegen Sie hier der Versuchung, den Leser*Innen „nach dem Maul“ zu schreiben.

    1. schoepfblog

      Sehr geehrter Herr Maier! Seien Sie bitte nicht so unhöflich und unterstellen Sie mir nicht Liebedienerei gegenüber den Lesern. Es dürfte bekannt sein, dass sämtliche komplexen Gesetzeswerke sehr oft Wirkungen zeigen, mit denen man bei ihrer Entstehung nicht gerechnet hat. Daher werden sie novelliert. In diesem Sinne müssten auch die von Ihnen genannten Abkommen novelliert werden, wobei immer nur das gesamte Abkommen, und nicht Teile davon aufgekündigt werden können. So sehr also diese verpflichtenden Vereinbarungen einerseits ein Segen sind, so reparaturbedürftig sind sie andererseits, was jedoch in der urbanen Träumerblase in Brüssel noch nicht angekommen zu sein scheint. Können wir es uns in Tirol tatsächlich leisten, noch weitere Hundertschaften elendiglich verreckender Schafe und weitere Menschenopfer in Kauf zu nehmen, in dieser Zeit Tourismus und Almwirtschaft zu ruinieren, bis in der Hochbürokratie der EU endlich Realismus einkehrt. Meine Antwort ist eindeutig: Nein! Es ist Gefahr in Verzug!
      Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag
      Alois Schöpf

      1. Ernst Maier

        Sehr geehrter Herr Schöpf
        Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. In Ihrem Kommentar schreiben Sie im Gegensatz zu Ihrer Antwort an mich von „höchst an der Zeit für Aufkündigung durch den Tiroler Landtag“.
        Dass Teile der Abkommen evaluierungs-bedürftig sind, dürfte auf der Hand liegen. Aber von genereller Kündigung zu sprechen ist für mich höchst populistisch und verzeihen Sie den Ausdruck „Prostitution an den Leser“.
        schönen Sonntag
        mfg
        Ernst Maier

  6. c. h. huber

    lieber alois, auch wenn mich manche dafür erschießen lassen wollen, als problemweib sozusagen, ich stimme dir in dieser sache voll und ganz zu.

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