Alois Schöpf
Opfer des Populismus
Apropos

Da konnte Franz Hörl noch so betonen: eine Arbeitsmöglichkeit für Asylwerbende ist nicht mit einer Aufenthaltsbewilligung zu verwechseln! Sein Vorschlag, die um viel Geld vom Staat alimentierten Zuwanderer in den Arbeitsmarkt zu integrieren und sie ihr Geld selbst verdienen zu lassen, stieß mit Ausnahme bei den Grünen auf taube Ohren.

So unterstellte die dauerwütende FPÖ-Abgeordnete Dagmar Berlakowich den österreichischen Unternehmern gleich einmal Missbrauch durch Lohndumping, obgleich sie doch genau wissen muss, dass es dagegen Gesetze und im übrigen Kollektivverträge gibt. 

Aber auch die grundsätzlich von bürgerlicher Feigheit gequälte ÖVP ließ ihren Parteikollegen Hörl im Regen stehen, weil sie aus Angst, Stimmen an die FPÖ zu verlieren, meint, gegen jede Aufweichung einer demonstrativ harten Einwanderungspolitik ankämpfen zu müssen.

Unerhört blieb bei unseren offenbar um die Staatsschulden reichlich unbesorgten Volksvertretern auch der vom zwangsweise wirtschaftlich denkenden Unternehmer Franz Hörl beabsichtigte Effekt, das ohnehin gestresste Budget auf diese Art merklich zu entlasten.

Die Vernunft ist also wieder einmal mit Pauken und Trompeten untergegangen.

Wir leben in einer Kultur, in der das Selbstwertgefühl einer Person sich über die Arbeit definiert. 

Über Arbeit erfolgen daher am besten die Integration und die Verhinderung undurchdringlicher Parallelgesellschaften. Integration durch Arbeit motiviert auch zum rascheren Erlernen der Sprache und erleichtert das Verständnis unserer kulturellen Identität. Zudem erfolgt subtil auf diese Art und Weise auch eine bessere Kontrolle über individuelle Radikalisierungen.

Und selbst dann, wenn ein Migrant wieder gehen muss, hat er etwas gelernt und exportiert als Handwerker oder Touristiker im Sinne bester Österreich Werbung Kenntnisse, die es ihm erlauben, in seiner alten Heimat eine Existenz aufzubauen.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 05.01.2024

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Christine Holzner

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    ich bin geneigt, Ihnen im ersten Moment da in ganz vielem zuzustimmen, von der besseren Integration bis zum Sparen von Kosten. Und wer weiß, vielleicht würde die Aussicht auf Arbeit sogar den einen oder anderen abschrecken, der hier wirklich so gar nichts zu suchen hat?
    Nur, sich gegen die Idee zu positionieren, hat durchaus auch gute Gründe: Sie schreiben „Selbst dann, wenn ein Migrant wieder gehen muss, hat er etwas gelernt“ etc.
    Gelernt mag er etwas haben, allein: Gehen wird er nicht wieder, auch wenn er müsste. Wir haben doch jetzt schon das Problem, dass kaum jemand, für dessen Aufenthalt in diesem Land es keine Rechtsgrundlage gibt, abgeschoben wird.
    Was glauben Sie denn, wie groß der Aufschrei von links erst sein wird, wenn man versucht, auch noch jemand abzuschieben, der Arbeit hat? Es macht schon Sinn, Asylwerbende nicht in Lohn und Brot zu bringen, denn erst muss die Grundlage für den Aufenthalt geklärt sein. Wenn wir das hintanstellen, zäumen wir das Pferd von hinten auf. Und das bringt mehr Probleme als es löst. Dass die Asyl-Verfahren sehr viel kürzer sein müssten, ist eine andere Geschichte.
    Mit freundlichen Grüßen!

  2. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Neuerlich ein großes DANKE für den Inhalt Ihrer Kolumne in der TT vom 05.01.2024 „Opfer des Populismus“!
    Ihre dort geäußerte Auffassung deckt sich vollkommen mit meiner – eine niederschwellige Beschäftigungs-Erlaubnis für Migranten würde gesamtösterreichisch für alle Beteiligten zu einer „win-win–Situation“ führen!

  3. Rainer Haselberger

    Art. 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) lautet:
    „1. Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
    2. Jeder Mensch, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
    3. Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und der eigenen Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
    4. Jeder Mensch hat das Recht, zum Schutz der eigenen Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.“

    bmeia (https://www.bmeia.gv.at/themen/menschenrechte/bedeutung-der-menschenrechte): „Österreich hat alle diese Übereinkommen ratifiziert, alle in Österreich lebenden Menschen genießen daher die darin verbrieften Rechte. Österreich schützt Menschenrechte in der Verfassung und in zahlreichen einfachen Gesetzen, die Europäische Menschenrechtskonvention hat Verfassungsrang.“

    Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht wie es in „Animal Farm“ (G. Orwell) heisst : „All animals are equal, but some are more equal“!

  4. Gerda Walton

    Lieber Alois,
    Du bist und bleibst halt der Gastwirtschaft verbunden, Gene sind Gene. So wie die Freundin meiner Tochter, deren Urahnen Bauern waren und die 2 Pferde, 2 Ponies, 5 Schafe, 2 Hühner, 6 Hunde und ein bis zwei Katzen hat. Meine Urahnen dürften Bio-Bauern gewesen sein, hatten einen großen Hof in Hochfilzen, die andere Seite hat in Kitzbühel den Schützenmajor Wintersteller hervorgebracht, dessen Bild (jetzt leider nur mehr im Keller) am Berg Isel hängt. Ich kann also nix dafür, Gene sind wie gesagt Gene.
    Nur, menschlich gesehen ist es halt so, dass es schon sehr unbarmherzig ist, wenn sich jemand bei uns integriert hat und brauchbar arbeitet, aber dann wieder weggeschickt wird. Es kostet ja auch viel Mühe und Anstrengung, jemanden bei uns so wesensfremden Kulturkreisen bei uns einsetzbar zu machen.
    Aber grundsätzlich gebe ich Dir diesmal Recht, ich kann heute noch nicht ohne Arbeit sein!
    Du ja auch nicht, alter Schreiberling!

  5. c. h. huber

    klingt und ist sehr vernünftig, lieber alois, und ich bin auf den 1. blick auch ein fan dieses ansatzes gewesen, obwohl ich mit herrn hörl sonst kaum je konform gehe. allerdings – und das ist bestimmt der grund für die ablehnung auch der övp, dass hier wirklich ein anreiz zur vermehrten einreise von asylsuchenden geschaffen wird.

Schreibe einen Kommentar