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Alois Schöpf
Bitte keine Neiddebatte!
Warum nicht?
Apropos

Der Bundespräsident verdient ca. 300.000 Euro im Jahr, der Vizekanzler nur noch 240.000 und der aus dem Olympischen Dorf in Innsbruck gebürtige Herr Wolf sticht mit seinen 300.000 den Tiroler Landeshauptmann mit seinen 210.000 glatt aus, hat allerdings gegen die Ö3 Spaßkanone Kratky mit seinen 540.000 Euro keine Chance.

Die ORF-Größen haben als Dramaturgen schon gewusst, was passiert, wenn ihre Gehälter publik werden. Daher haben sie sich auch mit allen juristischen Mitteln dagegen gewehrt und zücken jetzt, weil das nichts genützt hat, den Zeigefinger und warnen vor einer Neiddebatte.

Warum eigentlich? Der ORF ist ja kein beliebiges Privatunternehmen, sondern aufgrund von Zwangsgebühren und einer gewachsenen, auch technisch einbetonierten Marktmacht eine geschützte Werkstätte. Daher wird er in den nächsten Wochen nicht umhin kommen, die nun veröffentlichten Gagen gegenüber seinen sich prekär durchs Leben frettenden Freien Mitarbeitern und gegenüber den Seherinnen und Sehern, die mit einem Bruchteil der genannten Beträge durchkommen müssen, zu rechtfertigen.

Die Spitzengehälter sind dabei nur die provokanten Symbole für Privilegien, die Unternehmen immer dann gewähren, wenn sie im staatlichen Schutz von einer technischen Revolution profitieren. Dies gilt für die Post, die Eisenbahn, die Stromgesellschaften und eben auch für die elektronischen Medien, deren künstliche Macht durch private Anbieter und durch das Internet längst obsolet wurde.

Dass der Gesetzgeber dies durch die ORF-Haushaltsabgabe nicht zur Kenntnis genommen hat, ist der tiefste Grund der Empörung. Das staatliche Medienunternehmen gehört auf seine Kernaufgaben reduziert und das dadurch frei gewordene Budget auch allen anderen Marktteilnehmern, sofern sie dem Gemeinwohl dienende Sendeinhalte anbieten, zur Verfügung gestellt. Es geht hier nicht um Neid, sondern um Fairness!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 06.04.2024

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Wieder einmal haben Sie mit Ihrer Kolumne „Apropos“, diesmal in der TT-Ausgabe vom 06.04.2024, voll „ins Schwarze“ meiner Auffassungen getroffen.
    Ich stimme Ihnen absolut zu, dass das staatliche Medienunternehmen ORF auf seine Kernaufgaben reduziert gehört und nur mehr Nachrichten und – wie Sie es formulieren – dem Gemeinwohl dienende Sendeinhalte bringen sollte. Dazu zähle ich auch Bildungsaufgaben.
    Werbung sollte unterbunden werden.
    Ebenfalls sollten andere Sender, die dieselben Ziele verfolgen, gefördert werden.
    Die Sendungen „für Blöde“ können ruhig woanders gebracht werden.
    Außerdem würde ich es begrüßen, wenn im Zuge einer derartigen Umstrukturierung der politische Einfluss („Freundeskreis“) auf die ORF-Berichterstattung zur Gänze eliminiert wird.

  2. Robert Muskat

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    wie Sie schreiben: der ORF finanziert sich neben der Werbung (die einem gerade wegen der Penetranz einer gewissen Möbelhausgruppe auf den Geist geht) zu einem Großteil aus den Zwangsgebühren. Und neben dieser Tatsache frage ich mich, was an Robert Kratky so großartig ist, ausser dass er Österreich seinen Geschmack für „Rockmusik“ à la Nickelback schon am frühen Morgen aufdrängt. Außerdem: wozu braucht er neben seiner fetten Gage noch Nebeneinkünfte? Mit Neid hat das wenig zu tun, eher damit, dass z.B. dringend benötigtes Pflegepersonal aller Bereiche für die verantwortungsvolle Tätigkeit eine Bagatelle verdient! Aber vielleicht ist Herr Kratky ja auch eine staatstragende Persönlichkeit? Ich jedenfalls bin froh, wenn ich nichts mehr von ihm höre!

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