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Alois Schöpf
Nützliche Idealisten
Apropos

Mittwoch vor einer Woche müsste es im Bereich des Leokinos in Innsbruck stark nach Selbstbeweihräucherung gerochen haben. Da feierte die Film Commission Cine Tirol nämlich ihren 25. Geburtstag. Ihre Aufgabe ist es, in der internationalen Film- und Fernsehlandschaft für Tirol zu werben, mit Drehs in Tirol Geld zu verdienen und die heimische Filmwirtschaft anzukurbeln.

Die Frage, ob dies gelungen ist, kam gar nicht auf. Denn Johannes Köck, Chef von Cine Tirol, überrumpelte das Publikum mit Begeisterung, Schmäh und Selbstlob in einer Weise, dass erst Karin Seiler von der Tirol Werbung viel zu spät die Frage stellen konnte: Ob man daran denke, das Budget zu erhöhen, das nur einmal auf 1 Million Euro aufgestockt wurde und durch Inflation in 25 Jahren fast 85 % an Wert verloren hat?

Was bei dem Fest nämlich nicht zur Sprache kam: Südtirol hat viermal so viel Förderbudget, Bundesländer wie Salzburg, Oberösterreich und Wien haben uns längst abgehängt.

Bedeutende Produktionen mit mehr als dem üblichen Naturkitsch sind unter den geförderten Projekten kaum zu finden, dafür ausgiebig provinzieller TV-Schrott. Und auch die Entwicklung einer Tiroler Kreativwirtschaft wurde verabsäumt.

Johannes Köck suggerierte mit Marketingtalent einer in Sachen Film und TV ahnungslosen Politik, alles sei in bester Ordnung. Leider stimmt das nicht.

Nützliche Idealisten können eben oft einen falschen Eindruck erwecken.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 06.05.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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