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Alois Schöpf
Warum wollen alle zu uns?


Warum wollen die Ukraine und Georgien sich dem Westen, am liebsten der NATO anschließen und nicht Russland? Warum müssen Herr Putin und Herr Lukaschenko ihre Völker einsperren und mit Nationalismus besoffen machen, um ungestört einen Krieg vom Zaun brechen zu können?

Warum bitten die baltischen Staaten und Polen den Westen um verstärkten Schutz ihrer Grenzen? Und: Warum kommen die oft muslimischen Flüchtlinge dieser Welt zu uns und nicht zu ihren stinkreichen Brüdern im Glauben Saudi-Arabien, Dubai oder Katar?

Vom Nobelpreisträger für Ökonomie Amartya Sen stammt der vielzitierte Satz: Der Erfolg einer Volkswirtschaft und damit eines Staates hängt davon ab, inwieweit er in der Lage ist, es immer mehr Menschen zu ermöglichen, ein Leben zu führen, wie sie es nach reiflicher Überlegung für sich als richtig erachten.

Vor diesem Hintergrund ist Europa bei aller Kritik weltweit die mit Abstand lebenswerteste Region! Und wahrscheinlich ist es illusorisch, die sehr oft korrupten und größenwahnsinnigen Herrscher dieser Welt darauf hinzuweisen, dass sie sich Tyrannei und Krieg ersparen könnten, wenn es ihnen gelänge, auch in ihren Ländern europäische Zustände herzustellen.

Sie bleiben lieber bei den alten Mustern Repression und Aggression. Auch gegen uns, die wir als Bewohner eines bald 80-jährigen Paradieses keinerlei Lust haben, uns militärisch zu wehren. Ein gefährliches Dilemma!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 27.02.200

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Rainer Haselberger

    Moldawien und Georgien sind in der gleichen Situation, in der die Ukraine vor dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins bis zum 24.2.22 war: Räumliche Nähe zu Russland, russischsprachige Minderheiten, frühere Mitgliedschaft in der Sowjetunion, keine NATO- und EU-Mitgliedschaft, und das Wichtigste: Teile des jeweiligen Territoriums sind von sogenannten „Friedenstruppen“ besetzt, die nur darauf warten, die lokale Regierung zu stürzen: Transnistrien mit der Russischen 14. Armee, Abchasien und Süd-Ossetien mit Truppen der Streitkräfte Russlands.
    Wer wird diesen Staaten helfen, wenn Putin durch neue Verbrechen von der Niederlage in der Ukraine ablenken muss?

  2. Peter Walch

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Nach längerer Zeit erlaube ich mir, anlässlich Ihrer Kolumne in der TT. „Warum wollen alle zu uns?“ Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben.
    Und wie Recht Sie haben!
    Es ist doch frappant, dass bei den muslimischen Flüchtlingen, in deren Glaubenskodex wir oft – sicher bei den Fundamentalisten – als Ungläubige apostrophiert werden, Massen zu uns nach Europa drängen.
    Mit dem Zitat: „…bald 80- jährigen Paradies keinerlei Lust haben, uns militärisch zu wehren“ stimme ich auch überein. Auch der Nachkriegsgeneration angehörig, kann ich nur sagen, es ist nach 1945 immer nur aufwärts gegangen, will es so ausdrücken, ich schaue in großer Dankbarkeit in meinem Leben, jetzt speziell beruflich zurück. Es würde den Rahmen dieser Zuschrift sprengen, mich mit dem auferlegten Schicksal meiner Altvorderen hier nur ansatzweise zu befassen.
    Sie sprechen im Schlusssatz unsere Landesverteidigung an. Weites Feld, gerade für mich als ehemaligen Berufssoldaten. Jetzt kommt man drauf, angesichts der Tragödie in der Ukraine, das ÖBH, die bewaffnete Macht im Staate, zu stärken. Ja gut, soll sein, aber zuerst dem Bundesheer – Stichwort Zerschlagung der Miliz, Abkehr vom Wehrsystem 6 plus 2 (6 Monate Präsenzdienst, 2 Monate Waffen-Truppenübungen) – einen Niedergang sondergleichen zu bescheren: Wer hat hier die Verantwortung?
    Wir gehen schweren Zeiten entgegen, es gilt sich nur zu besinnen, was wir jetzt in Österreich alles erreicht haben, wer es ermöglicht hat, und was es an geistigen und wirtschaftlichen, über jede Parteipolitik hinaus an Anstrengungen braucht, das Haus Österreich in den Grundfesten unserer Werte der christlich- abendländischen Kultur bis in alle Fasern der Menschen in unserem Land zu erhalten und zu bewahren!

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