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Literarische Korrespondenz:
H. Schönauer
Betrifft:
Bitte keine Genderay

In seiner Literarischen Korrespondenz an eine Klima-Professorin lässt Alois Schöpf anklingen, dass er sich gelegt fühlt, wenn ihm unter einer akademisch sauberen Buch-Aufmachung ein Gender-Desaster im Schriftbild entgegengestreckt wird.

Das Bewusstsein für dieses Thema beginnt sich allmählich auch im Buchhandel und in Öffentlichen Bibliotheken auszubreiten.

Das Publikum fragt nämlich wie immer ganz ungeniert danach, ob man das Dargebotene auch wie bisher üblich lesen kann. Und das Personal sollte diese Frage ohne jeglichen politischen Beigeschmack sachlich beantworten können.

Eine ähnliche Diskussion gab es schon einmal bei der Einführung der neuen Gehrer’schen Rechtschreibung, als diese Regeln zum wichtigsten Kriterium eines Buches für den Unterrichtsgebrauch geworden sind.

Auch jetzt verweisen bereits die ersten Fachrezensionen und Katalogisierungsvermerke auf den Umstand, ob und wie der Text gegendert ist.

Alte Hasen haben dafür den Begriff Genderay eingeführt, was sich aus Gendern und das Essay zusammensetzt und die Bedeutung Versuch herausstreicht.

Immer öfter hört man dieser Tage den Seufzer: Aber bitte ja kein Genderay!
Niemand kauft nämlich ein Buch, um seinen Liebsten zu Weihnachten einen Haufen Doppelpunkte in den Wortmitten zu schenken.

Die wichtigsten Buchgruppen zum Schenken wären somit:
Roman – Krimi – Sachbuch, und für Analphabeten, denen alles Wurst ist: Genderay!

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Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer (* 23. September 1953 in Innsbruck) ist Schriftsteller und Bibliothekar an der Universität Innsbruck. In seinen Romanen beschreibt er das Alltagsgeschehen skurriler Randfiguren auf dem Weg nach oben. Als beinahe lückenloser Rezensent der Tiroler Gegenwartsliteratur ist er Vertreter der "low lectured edition". Im sechsbändigen Tagebuch eines Bibliothekars sind knapp 5000 Rezensionen aus den Jahren 1982–2018 zu einem durchgehenden Fließtext zusammengefasst, der chronologisch nach Erscheinungsweise der rezensierten Bücher geordnet ist. Dadurch ergibt sich eine zeitgenössische Geschichtsschreibung anhand von Lektüre. Schönauer ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

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