Worüber man nicht spricht!

Zumindest im Heimatland Sigmund Freuds dürfte bekannt sein: Ohne Sexualität gäbe es uns nicht. Sie überlebt alles: Naturkatastrophen, Kriege, Epidemien und die lebensfeindlichste Moral. Und auch jetzt, trotz Pille und Aufklärung, ist sie so stark, dass wir über alles reden, nur nicht über das zentrale Problem der sogenannten Klimakatastrophe. Wir sind schlicht und einfach zu viele auf diesem Planeten! Auch zu viele angeblich vom Aussterben bedrohte Europäer! Vor allem jedoch zu viele andere, die uns des kolonialistischen Denkens bezichtigen, wenn wir es sagen.

Dennoch: Wenn es der Menschheit nicht gelingt, die Freuden der Sexualität, welche uns die Natur als Belohnung bereithält, von der Fortpflanzung zu trennen, können uns nur noch diktatorische Zwänge vor der Katastrophe retten. Dies wäre dann der schreckliche Preis unserer Denkverweigerung. Und all jene Skeptiker würden Recht behalten, die meinen, die Lockdowns der Pandemie seien nur eine milde Vorwegnahme der Maßnahmen, die nötig sind, um den ökologischen Zusammenbruch abzuwenden.

Ist es Angst vor den Wählern? Vor der Demontage uralter Mythen? Oder ist es ein in unseren Geist eingesintertes artgerechtes Verhalten, wenn nicht zur Kenntnis genommen wird, dass neben all den anderen Versuchen, die Tier- und Pflanzenwelt, also unser Leben zu erhalten, an einer weltweiten Ein-Kind-Politik der Menschheit kein Weg vorbei führt?

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Martina Janisch

    Lieber Herr Schöpf,
    Worüber man nicht spricht!
    Ich bin auch wie Sie der Meinung “wir sind zu viele auf diesem Planeten”. Und ich bin sicher: viele denken das auch.
    Aber: “Denken” geht nicht mit “Glaube” konform und keiner will sich mit den diversen Konfessionen anlegen. Seit Jahrhunderten, als der Islam und die christliche Lehre gegründet wurden, steht in den Geboten: “Vermehret euch”. Damals gab es das “Wissen” um die Zerstörbarkeit der Erde noch nicht – im Gegenteil, es wurde als “von Gott gewollt” hingenommen. Als “Reich” wurde “Mann” bezeichnet, der viele Nachkommen zeugen konnte und “Frau” die diese Nachkommen austragen konnte, sozusagen “Win-Win”,sagte mir mein Grossvater mütterlicherseits bereits vor 30 Jahren.
    Vor allem viele Söhne machen heutzutage Familien immer noch ganz stolz. Ich denke: Eine Ein-Kind-Politik” wird daher niemals umgesetzt werden! Im Gegenteil: Mit modernster Technik wird nachgeholfen, um uns noch mehr zu vermehren.
    Kinderlose Paare werden von der Gesellschaft als nicht vollwertig anerkannt und versuchen daher Teil dieser Gesellschaft zu werden. Wider besseren Wissens und das auf allen Kontinenten. Klimakatastrophe hin oder her.

    Mit besten Grüssen

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