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Alois Schöpf
Schule und Arbeitszeit
Apropos

SPÖ-Chef Babler trommelt für die Viertagewoche mit 32 Stunden Arbeitszeit. Gewerkschaftsboss Katzian schließt sich, schaumgebremst, diesen Forderungen an.

Und natürlich denkt niemand der demonstrativ um unser Wohl Besorgten an den Schulschluss und unsere Jugendlichen: Die kommen nämlich, wenn sie etwa auf eine HTL gehen, auf bis zu 40 Unterrichtsstunden. Nicht eingerechnet das Lernen, die Hausaufgaben, die Stehzeiten zu Mittag und der Weg zur und von der Arbeit, den sich die Erwachsenen oft bequemer einrichten können.

Der Schüler ist die profitabelste Form des Kindes. Er stiftet Arbeitsplätze für die Erziehungsindustrie, entlastet die Eltern durch Abwesenheit und ermöglicht dadurch ihre Selbstverwirklichung, nicht zu reden von der Produktion von Büchern und Laptops bis hin zum Bau von Schulen.

Wen wundert es vor diesem Hintergrund, dass die zeitliche Überlastung unserer Jugend kein Thema ist. Und dass es kein Thema ist, wenn viele ein Leben lang nicht mehr so viel arbeiten müssen wie in der Zeit ihrer von der Gesellschaft aus egoistischen Interessen geraubten Jugend.

Vielleicht ist letzteres extrem formuliert. Dennoch: Eine ehrliche gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Schule wurde seit Ivan Illich in den 1970er-Jahren nicht mehr geführt.

Dabei wäre es höchste Zeit über das immer groteskere Missverhältnis zwischen der Arbeitszeit von Erwachsenen und Schülern nachzudenken.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 01.07.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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