Alois Schöpf
Schule und Arbeitszeit
Apropos
SPÖ-Chef Babler trommelt für die Viertagewoche mit 32 Stunden Arbeitszeit. Gewerkschaftsboss Katzian schließt sich, schaumgebremst, diesen Forderungen an.
Und natürlich denkt niemand der demonstrativ um unser Wohl Besorgten an den Schulschluss und unsere Jugendlichen: Die kommen nämlich, wenn sie etwa auf eine HTL gehen, auf bis zu 40 Unterrichtsstunden. Nicht eingerechnet das Lernen, die Hausaufgaben, die Stehzeiten zu Mittag und der Weg zur und von der Arbeit, den sich die Erwachsenen oft bequemer einrichten können.
Der Schüler ist die profitabelste Form des Kindes. Er stiftet Arbeitsplätze für die Erziehungsindustrie, entlastet die Eltern durch Abwesenheit und ermöglicht dadurch ihre Selbstverwirklichung, nicht zu reden von der Produktion von Büchern und Laptops bis hin zum Bau von Schulen.
Wen wundert es vor diesem Hintergrund, dass die zeitliche Überlastung unserer Jugend kein Thema ist. Und dass es kein Thema ist, wenn viele ein Leben lang nicht mehr so viel arbeiten müssen wie in der Zeit ihrer von der Gesellschaft aus egoistischen Interessen geraubten Jugend.
Vielleicht ist letzteres extrem formuliert. Dennoch: Eine ehrliche gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Schule wurde seit Ivan Illich in den 1970er-Jahren nicht mehr geführt.
Dabei wäre es höchste Zeit über das immer groteskere Missverhältnis zwischen der Arbeitszeit von Erwachsenen und Schülern nachzudenken.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 01.07.2023
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen