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Alois Schöpf
Dünne Personaldecke
Apropos

Österreichs Innenpolitik befindet sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale, die auf Bundesebene bei Ibiza angefangen und bei der drohenden Selbstzerstörung der SPÖ gerade einen Höhepunkt erreicht hat.

Parallel dazu verläuft die Komödie in Innsbruck von der Abwahl Oppitz-Plörers bis hin zu Georg Willi, dem kein Erfolg gegönnt werden darf. Zumindest von der Landesfront ist durch den seriösen Anton Mattle trotz massiver Probleme mit der Verlassenschaft der Ära Platter einigermaßen Ruhe zu vermelden.

Dass an all diesen peinlichen Tumulten lediglich die politische Kaste Schuld trägt, wäre eine zu einfache Schuldzuweisung.

Die Tatsache nämlich, dass offenbar immer mehr Leute in der Politik landen, die für einen der schwierigsten Jobs überhaupt nur mäßig geeignet sind, hat auch damit zu tun, dass bald kein vernünftiger Mensch mit einer nur durchschnittlich entwickelten Eitelkeit das Risiko einer politischen Karriere eingeht.

Wer sollte schon Lust daran haben, dass das Privateste nach außen gekehrt wird? Dass Generalverdacht herrscht, man sei ein Gauner, und sich das Wahlvolk vor dem Fernseher ergötzt räkelt, wenn man fertig gemacht wird?

Eine Respektlosigkeit, die mit bürgerlicher Emanzipation verwechselt wird, hat dazu geführt, dass die Personaldecken der Parteien immer dünner wurden. Die Ernte fahren wir jetzt ein!

Wenn es nicht die unzähligen Internetwitze gäbe, wäre es zum Weinen.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 08.06.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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