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Alois Schöpf
Profis oder Amateure?
Apropos

Man mag Alexander Van der Bellen schätzen oder nicht. Eines ist gewiss: Nach Jahrzehnten in der Politik wurde aus dem Universitätsprofessor ein politischer Profi. Dies gilt auch für den Volksanwalt Walter Rosenkranz.

Nicht jedoch für die Mitbewerber der beiden um das Präsidentenamt. Die ließen, jeder auf seine Weise, und vor allem in Konfrontation mit professionell nachbohrenden Journalisten, so manch inakzeptable Inkompetenz aufblitzen.

Der ewige Streit, ob die Politiker eine parasitäre Kaste sind, die auf unsere Kosten zu viel verdienen und dringend durch ehrlich arbeitende Bürger zu ersetzen seien, dürfte bis auf weiteres entschieden sein.

Dabei tragen die Politiker durchaus selbst zur Fehlmeinung bei, sie seien eigentlich nicht notwendig. Vor allem dadurch, dass sie sich nach dem Motto „Wir sind doch alle gleich!“ bei den Bürgern anbiedern.

Ja, wir sind alle gleich! Allerdings nur vor dem Gesetz! Und ganz bestimmt nicht in unserer beruflichen Praxis. Dort ist ein Installateur kein Chirurg und ein Chirurg kein Kolumnist und dieser, wie der Fall Tassilo Wallentin gezeigt hat, kein Politiker.

Politiker zu sein ist in einer komplexen Gesellschaft wie der unseren ein vollkommen eigenständiger, schwieriger, kräfteraubender , Intelligenz und Bildung einfordernder Beruf, dem ganz bestimmt mehr Hochachtung entgegengebracht würde, wenn man ihn endlich als solchen anerkennen würde.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 15.10.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Jeden Samstag freue ich mich auf Ihre Kolumne – ich bin nur schlicht zu faul, um mich jedes Mal dazu zu äußern.
    Am 15.10.22 haben Sie mit Ihrer Charakterisierung von Politikern aber wieder einmal bei mir ins Schwarze getroffen.
    Politiker zu sein, ist ein wirklich anstrengender und aufreibender Beruf, der eine hohe Frustrationsschwelle braucht. Ich konnte dies aus relativer Nähe jahrelang als Mitarbeiterin in einer parteipolitisch stark beeinflussten Abteilung in einem Amt einer Landesregierung beobachten.
    Ich gebe Ihnen in Ihrer Meinung vollkommen Recht, dass Politiker zu sein, ein schwieriger usw. Beruf ist, der hohe Anforderungen stellt.
    Meiner Ansicht nach sind die Politiker dafür alles andere als überbezahlt.
    Trotzdem reiben mich die meisten von ihnen entsetzlich damit auf, wenn sie ihre Leistungen, die ich durchaus nicht immer als solche sehe, marktschreierisch und beschönigend anpreisen. Und dabei aber keine Expertenmeinungen berücksichtigen.

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