Print Friendly, PDF & Email

Alois Schöpf
Kompromiss unmöglich?
Apropos

Als der Lufthunderter auf Tirols Autobahnen eingeführt wurde, beugten sich die Autofahrer zähneknirschend den wissenschaftlich erhobenen schlechten Werten. 

Als sich dann herausstellte, dass die Verbesserung der Luftqualität vor allem auf die technologischen Fortschritte im Fahrzeugbau zurückzuführen und die Erfolge des Lufthunderters im statistischen Graubereich anzusiedeln sind, hätte man ihn schon vor Jahren abschaffen müssen.

Dies hätte jedoch nicht nur der neuen grünen Naturreligion, wonach wir durch ökologische Opfergaben zum Klimaschutz beizutragen haben, sondern auch der Rolle unseres Landes als europäisches Opfervolk einen zu schweren Schlag versetzt. 

Die emotionale Aufgeladenheit in Sachen Klimaschutz ist so groß geworden, dass selbst ein die Grenzwerte berücksichtigender Kompromiss, sich an die Geschwindigkeitsregelung in Südtirol mit 110 km/h anzupassen, die Courage unserer gewählten Machthaber überfordert.

Der Lufthunderter wird uns also trotz schwacher Argumente erhalten bleiben. Immerhin haben wir den Trost, nicht mehr von Wahnsinnigen, die einem sonst bei erlaubten 130 mit 145 von hinten bis auf die Rückbank fahren, bedrängt zu werden. 

Weniger Stress und damit eine höhere Lebensqualität, mehr Sicherheit und Rücksicht auf die Umwelt wären aber auch bei 110 km/h gegeben. Ohne Bußrituale scheint es in einem katholischen Land wie dem unseren aber nicht abzugehen!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 09.09.2023

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Richard Mayr

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    nach längerer Zeit glaube ich etwas zu Ihren beiden letzten Apropos schreiben zu müssen, die unter den Titeln „Greenbashing und Kurzwashing“ laufen können.
    Was ist denn so schlimm, wenn wir auf den Autobahnen nur mit Tempo 100 fahren können? Wenn die Luftqualität auch besser, eher wohl nicht schlechter geworden ist, aber sie ja noch besser werden müsste, braucht man nicht schneller zu fahren. Sie schlagen 110 km/h vor, einigen wir uns doch auf 108,5 km/h.
    Was ist denn so toll am Schnellfahren bzw. so belastend am Schleichen mit 100 km/? Ich war vor drei Jahrzehnten zweimal in den USA und Kanada mit Leihwagen unterwegs. In Kanada, sicher ein erzkatholisches Land, mit seinen unendlichen Weiten und überland wenig Verkehr darf man nicht schneller als 100 fahren, in den USA etwas mehr, aber weniger als unsere 130 km.
    Wie arg leiden die Menschen dort, aber sie sind halt nicht so fortschrittlich wie wir, die als Trendsetter in der ganzen Welt bekannten Österreicher mit den so schadstoffarmen Motoren. Aber leider erkennen viele nicht, dass es in Bezug auf die Klimaveränderung schon eigentlich 5 nach 12 ist. „ Apokalypse ist jetzt“ – ein äußerst interessantes, aber auch deprimierendes Buch des deutschen Theologen und Philosophen Gregor Taxacher.
    Wenn man das Handeln der Menschen, besonders im reichen Westen betrachtet, dann hat Franz M. Wuketits in seinem Buch „Naturkatastrophe Mensch“ recht, wenn er behauptet, statt „homo sapiens“ wäre es besser „homo demens“ zu sagen.
    Nun zu unserem Wunderbasti. Es gibt ja in jedem Tätigkeitsfeld Regeln, die eingehalten werden müssen, auch wenn sie nicht nach dem Strafgesetzbuch strafbar sind, und sie gelten gerade für Politiker, deren Tätigkeit an der Steigerung bzw. Aufrechterhaltung des Gemeinwohls aller Bürger gemessen werden soll und nicht an der Bedienung der eigenen Clique bei Missachtung demokratischer Grundrechte.
    Beispiele: Frau Aschbacher musste als Ministerin zurücktreten wegen des Plagiatsvorwurfs, sie wurde nicht angeklagt. War es aus Ihrer Sicht also ein ungebührliches Vorgehen des Herrn Kurz, sie abzusetzen? Ein Priester, der eine Lebensgefährtin hat, widersetzt sich auch den Regeln seiner Gemeinschaft, in die er freiwillig eingetreten ist, und wird seine Probleme haben. Nicht strafbar. Wer in der Öffentlichkeit steht und stehen will wie Kurz, der Millionen an PR ausgab, muss gewärtig sein, dass an Ihn und seine Handlungen strengere Maßstäbe angelegt werden als an andere
    Außerdem: Koste es, was es wolle! Dieser Ausspruch und die Umsetzung bis heute durch die Kurz-infizierte ÖVP bringt uns eine der höchsten Inflationsraten in Europa und ist nach Meinung eines Großteils der Wirtschaftswissenschaftler falsch. Unter Kurz wurde mit der russischen Gazprom ein „Knebelvertrag“ zu Ungunsten Österreichs ausgehandelt, weswegen Österreich in der EU schlecht dasteht. Dass Kurz sich mit Orban und Vucic so gut verträgt, spricht Bände. Gute Politik made by Basti !!
    In diesem Sinne noch einen schönen Restsonntag und beste Grüße.

  2. Norman Ruth

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Heute bin ausnahmsweise nicht Ihrer Meinung. Die 110 km/h in Südtirol sind den baulichen Gegebenheiten zwischen Bozen und Brenner geschuldet. Dies trifft auf Kufstein Zirl nicht zu.
    Jeder Drängler auf der Autobahn hat einen sturen Linksfahrer vor sich. Die Schuld trifft immer beide zu gleichen Teilen!
    Mit freundlichen Grüßen

  3. Karlheinz Veit

    Ich hoffe für Sie Herr Schöpf dass sie die 3 Minuten Ihres so wichtigen Lebens nicht täglich verlieren , wenn Sie nur 100 fahren dürfen ….!

Schreibe einen Kommentar