Alois Schöpf
Wir haben´s geschafft!
Apropos

Man kann es magisch formulieren, indem man eine alte Bauernregel zitiert: „In der heiligen Zeit ist der Teufel nicht weit.“ Oder pragmatisch, wie es der weise Obmann der Musikkapelle Saggen, die ich jahrelang dirigieren durfte, bei Streitereien im Spätherbst immer ausgedrückt hat: „Was man im November oder Dezember sagt, gilt nicht.“

Oder man kann es den Naturwissenschaften überlassen, die festgestellt haben, dass die Menschen in Europa in der kalten Jahreszeit aufgrund von zu wenig Sonnenlicht an Vitamin D Mangel leiden, was zu schlechter Laune bis hin zu depressiver Verstimmung führt.

Wie man es auch dreht und wendet: Eine der wenigen guten Nachrichten der letzten Tage lautet, dass wir es am 21. Dezember um 22.48 Uhr wieder einmal geschafft haben und die längste Nacht hinter uns liegt, ein astronomisches Ereignis, das weltweit gefeiert wird und einmal Wintersonnenwende, ein anderes Mal Weihnachten oder in China Dongzhi-Fest heißt.

Ein Grund zur Freude ist es allemal. Denn all die Kerzen, Kekse, der Weihrauch, die erhabene Musik, die Geschenke, die Familienidyllen, die Festmähler, der Alkohol, ja selbst die vorweihnachtliche Hektik sind in Wahrheit nur der verzweifelte und oft nebenwirkungsreiche Versuch, mit der Dunkelheit fertig zu werden.

Ab jetzt kann es wieder bergauf gehen, wenn auch nur sehr zaghaft, aber immerhin: Es gibt wieder mehr Sonnenlicht! Es wird wieder wärmer!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 24.12.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ernst Maier

    Lieber Herr Schöpf
    Auch wenn ich mich mit Ihren durchaus bunt gestreuten Kolumnen nicht immer in vollem Umfang identifizieren kann, so überwiegt doch die Freude darüber, dass es möglich ist, sich mit Respekt vor anderer Meinung wertschätzend auszutauschen. An Ihrem heutigen Artikel, der in der Winter-Sonnenwende die Freude über die nun wieder länger werdenden Tage zum Ausdruck bringt, ist sehr viel Wahres dran. Dem Spruch Ihres ehemaligen Musik-Obmannes in Saggen ist eigentlich nichts hinzuzufügen……
    Ich wünsche Ihnen frohe, besinnliche Weihnachten verbunden mit allen guten Wünschen für ein gesundes und vor allem friedvolleres Jahr 2023.

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