Alois Schöpf
Österlicher Nachklang
So mancher Zeitgenosse wird den rituellen Verwandtschaftstreffen der Osterzeit mit einem gewissen Bangen entgegengesehen haben. Würden die Anhänger der klassischen Naturwissenschaften über die Impfgegner herfallen? Die Putin-Versteher über die Ukraine-Verteidiger? Die Gender-Sternchen-Faninnen über die Klimakrisenleugner?
Wenn ich meine eigenen und die Erfahrungen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis zusammenfasse, wage ich die Behauptung: Es ist zum Glück ganz anders gekommen. Es herrschten Friede und Eintracht! Ganz so, als hätten wir uns plötzlich auf das Wesentliche besonnen. Und das sind nun einmal nicht Streitereien über noch so interessante Themen, sondern das ist, ganz basal und so kitschig es klingen mag, der Genuss der Gemeinschaft, des Nicht-Alleinseins, des Eingebunden-Seins, von Heimat!
Im Übrigen scheinen die bedrückenden letzten Jahre und Monate nicht nur im Privaten, sondern auch im Politischen die Rückkehr zum Wesentlichen erzwungen zu haben: zur Erkenntnis zum Beispiel, dass wir in der EU zusammenhalten müssen, wenn wir nicht Opfer imperialistischer Wahnsinniger werden wollen.
Und dass wir, apropos Wahnsinnige, in Zukunft auch nicht mehr zu bequem sein dürfen, rechtzeitig zwischen uns und Machthabern eine scharfe Demarkationslinie zu ziehen, die Flugzeuge abschießen, Leute hinrichten, vergiften, in Lagern „umschulen“ oder gleich in Salzsäure auflösen lassen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am Samstag 23.04.2022
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen