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Alois Schöpf
Neujahrsvorsätze
Apropos

Der ideale Konsument ist süchtig. Nach Alkohol, Nikotin, Süßem, Kaffee, Energydrinks, Fernsehen, Sport, Sex, Reisen und Internet. Man kann eigentlich nach fast allem süchtig werden. Und die Anbieter, die ihre Kunden soweit gebracht haben, dass sie es sind, können sich glücklich schätzen: Ihr Geschäft brummt von selbst.

Nun dürfte aber auch bekannt sein, dass die meisten Süchte Nebenwirkungen haben: von lästigen über unethische bis zu tödlichen. Und vor allem wissen wir seit der Pandemie, die uns mit Lockdowns gewaltsam aus dem Konsumwahn gerissen hat, dass man auf ziemlich viel verzichten kann, ohne deshalb gleich unglücklich zu sein.

Im Gegenteil: Das Leben wird sogar reicher und schöner, wenn man zum Beispiel, um nur das Simpelste zu nennen, weniger Alkohol trinkt, weniger raucht und auf ein gutes Brot nur Butter schmiert, statt auch noch Wurst und Käse darauf zu schichten.

Wir gehen auf Zeiten des Verzichts zu. Aus Gründen der Inflation, der Energiekrise, des Klimawandels. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es zwei Arten von Verzicht gibt: jenen, der wirklich weh tut, weil er echter Not entspringt. Er muss vom Sozialstaat klug und zielgenau abgefedert werden.

Es gibt eben aber auch einen Verzicht, der die Lebensqualität steigert. Wenn all jene, die sich das leisten können, sich dieser Variante zuwenden würden, wäre für sie selbst und für die Umwelt schon viel erreicht.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 31.12.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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