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Alois Schöpf
Innsbruck am grünen Gstritt
Apropos

Immer, wenn ich im Haus der Musik hinter der Glasfassade, vor der das Orchester sitzt, die magische Schönheit des davor stehenden Baums und dahinter die Kulissen von Hofkirche und Hofburg bestaune, denke ich: Ein wunderbarer Saal!

Und immer, wenn ich nach dem Konzert den Rennweg überquere, denke ich: Das könnte einer der schönsten Plätze Österreichs sein, wenn sich nur die zerstrittene Stadtregierung auf eine Gestaltung einigte, die dem Rang der Gebäude ringsum entspricht.

Ähnliches fällt mir auch ein, wenn ich die Altstadt betrete, deren Gassen notdürftig mit Asphalt zugeschüttet wurden bzw. immer noch von jenem unsäglichen rötlichen Pflaster bedeckt sind, das aus der Tief-Schlaf-Ära der Zeit vor Van Staa und Hilde Zach stammt.

Was sich Innsbrucks Politiker derzeit an Intrigen, Gehässigkeiten, Ausgrenzungen und Eitelkeiten leisten, ist ein Trauerspiel und widerspricht zudem dem Wählerauftrag, für gute Gehälter Probleme zu lösen, von denen hier nur zwei angesprochen wurden.

Weder die Innsbrucker, noch die Besucher der Landeshauptstadt haben sich solchen Stillstand verdient.

Bis zur nächsten Gemeinderatswahl im April 2024 wäre noch ein Jahr Zeit, sich zusammenzuraufen und doch noch etwas zustande zu bringen. Wenn das bis zuletzt nicht gelingt, sollten alle für das Desaster Verantwortlichen so fair sein, sich samt streitfreudigem Talent von der Politik zu verabschieden.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 08.04.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Peter Praschberger

    Sg Hr. Schöpf,
    Ihren gestrigen Beitrag kann ich nur unterschreiben.
    Die Atmosphäre im Innsbrucker Gemeinderat ist vergiftet, die Gesprächsbasis ist geprägt von persönlichen Animositäten, es fliegen die Hack’ln, das Niveau der Sitzungen ist unterirdisch und destruktiv.
    Es wird schon Jahre keine konstruktive Sachpolitik im Sinne der Bevölkerung gemacht. Das bedingt einen Stillstand in Vielem.
    Wir brauchen keine Hoffnung haben, dass sich in diesem Jahr etwas ändern wird, dazu ist der Scherbenhaufen zu groß und die Anzahl der Narzissten auch.
    Beste Grüße, bleiben Sie gesund!

  2. Monika Vandory

    Lieber Alois,
    danke für Dein Apropos vom Samstag. Mir geht es ähnlich – wenn ich vor dem „Haus der Musik“ stehe – eine Betonwüste (wieder einmal) – da war doch vor der Umgestaltung einmal eine Wiese (wenn auch klein, aber grün). Jetzt sieht das für mich aus wie ein „Aufmarschplatz“ aus längst vergangener Zeit.
    Wandere ich weiter zum Landestheater – der Glaswürfel ist fast unbenützt, warum nicht wieder ein Cafè? Nimmt man da womöglich auf die anrainernde Gastronomie Rücksicht? Hoffentlich hat das Bundesgartenamt für den Neubau im Hofgarten ein schönes Projekt ausgesucht. Man hört verdächtig wenig bis nichts!
    Weiter auf der Innpromenade – eine Öde. Der „Hutterer-Park“ ist zwar sehr hübsch, aber sonst Tristesse pur. Natürlich kann der neue Besitzer vom Löwenhaus machen, was er will, aber dieses Gasthaus fehlt sehr – vor allem, es ist wirklich alt und hat im Keller eine wunderschöne Stube.
    Auf dem Weiterweg kommt man zum „Sorgenkind“ Panorama. Das dümpelt vor sich hin – wie auch die alte Talstation. Ist das Absicht? So lange zuzuwarten, bis alles marode und dann der Abriss gerechtfertigt ist? Das kleine Gasthaus daneben hätte einen netten, schattigen Garten. Die Pächter bemühen sich redlich, aber was Gscheites ist bisher nicht herausgekommen. Liegt das an der hohen Pacht oder was sind die Ursachen?
    Die Talstation sieht einfach nur grausig aus. Nichts gegen die Jugend, aber man könnte das Ganze wirklich ansprechender gestalten. Die Politik scheint hier total uninteressiert – kein Wunder, sie streiten lieber und werfen sich Gehässigkeiten an den Kopf. Ich lebe wirklich gerne in Innsbruck, aber es wird leider immer hässlicher. (Bestes Beispiel die Museumstraße – außer zugeklebten Geschäften, X Friseuren eine Wüste). Ich finde diesen Stillstand bis zur Gemeinderatswahl im April 2024 eine Zumutung. Die Politiker sollten gemäß ihrer Gehälter mal nachdenken, Lösungen vorschlagen und auf den Hickhack verzichten. Das betrifft auch die neue Planung des Bozner Platzes, die man bis nach dieser Wahl aussetzen will. Warum? Da hätten die Verantwortlichen genügend Zeit sich was Gescheites einfallen zu lassen.

  3. Robert Grossgasteiger

    Sie sprechen mir aus der Seele! In einer der tollsten, privilegiertesten Städte Europas so ein Trauerspiel beobachten zu müssen,tut fast körperlich weh.
    Würde ich meinen seit 67 Jahren bestehenden Betrieb auch nur ein Monat so führen, wäre ich zu Recht pleite. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

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