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Alois Schöpf
Immer am Limit leben
Apropos

Manchmal muss eine Kolumne mit dem Satz beginnen: um Missverständnissen vorzubeugen. So auch hier. Österreich ist eines der reichsten Länder der EU. Dennoch leben hierzulande zahlreiche Menschen, denen unverschuldet durch die derzeitige Inflation massive Sorgen bereitet werden. Ihnen muss geholfen werden. Das steht außer Zweifel. Wir dürfen Armut in keiner Weise dulden!

Gleichzeitig, um mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Mikl-Leitner zu sprechen, haben sehr viele von uns, zumindest hier im Westen, von 10 nicht 7 Ballkleider zu viel, sondern schon eher zu teure E-Bikes, fahren Leasingautos, die sie sich eigentlich nicht leisten können, und verstopfen, um nur ein paar Beispiele zu nennen, am Wochenende trotz davongaloppierender Spritpreise die Autobahn, weil der Urlaub selbstverständlich keine Abstriche erfahren darf.

Vor diesem Hintergrund ist wohl die Frage berechtigt, ob die Lockerheit, mit der unsere marketinggesteuerten Regierungen derzeit den Wählern das Geld nachschmeißen, als seien nicht Überkonsum und Klima, sondern Massenverarmung das Problem, die letzten guten Sitten auch noch ruiniert?

Zum Beispiel die eigentlich selbstverständliche Solidarität, anderen zu helfen, ohne dabei den Staat zu benötigen. Oder sich für Zeiten der Not etwas auf die Seite zu legen und nicht ständig am finanziellen Limit zu leben, sodass höhere Fixkosten schon den Konkurs bedeuten.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 06.08.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Klaus Amann

    Sehr geehrter Herr Redakteur,
    Ihr Artikel spricht mir aus der Seele.
    Hiefür möchte ich Ihnen nur gratulieren. Ich kann Ihnen im gesamten Wortlaut des Artikels nur beipflichten. Genau so beobachtet meine Familie und ich dieses Geschehen der Gesellschaft. Leider traut sich keine Partei bzw. kein Politiker hiefür klare Worte über diese Fragen zu veröffentlichen. Schließlich geht es diesen nur um Stimmen für die künftigen Wahlen!!!
    Ihr Artikel hätte die pro licentia einer breiteren, medialen Publikation.

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