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Alois Schöpf
Du musst dich einlassen!
Apropos

Die Kultureinrichtungen klagen über Besucherschwund. Ich konnte es in den letzten Tagen selbst beobachten. Gleichzeitig wundert es mich nicht, hatte aber im konkreten Fall bei zwei Opernaufführungen im Tiroler Landestheater und einem Konzert im Congress Innsbruck bestimmt nichts mit dem auf der Bühne Gebotenen zu tun. Das war nämlich durchwegs ausgezeichnet, verständlich und für jeden einigermaßen Interessierten, wie man so schön sagt, ein Kunstgenuss.

Das Entscheidende, wie ich es auch an mir selbst beobachten kann, scheint eher zu sein, dass all die Testzwänge, Quarantänebestimmungen, Maskenpflichten und erhöhten Ansteckungsgefahren uns zunehmend zu faulen CouchPotatoes gemacht haben, die sich gerade noch zu sportlichen Aktivitäten aufschwingen können. Wenn es aber um Kunst und Kultur geht, um Musik, Theater oder auch Diskussionen, überlassen wir die Zulieferung dem Fernsehen oder dem Internet.

Trotz Faulheit zuvor war ich nach den Vorstellungen jedenfalls glücklich und dankbar, leibhaftig dabei gewesen zu sein. An der Erkenntnis, dass „Leben“ bedeutet, sich einzulassen, hat nämlich die Pandemie nichts geändert.

Leider verkennen die meisten Querdenker auch in diesem Fall die wahre Gefahr, die nicht von Bill Gates und der Pharmaindustrie ausgeht, sondern von uns selbst, wenn wir zu inaktiven, Chips vertilgenden Konsumtrotteln werden, die zu faul sind, einen PCR-Test zu machen.


Tiroler Tageszeitung vom 15. 01. 2022


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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Christine Holzner

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    die Querdenker (das war mal ein positiv konnotiertes Wort, lang ist es her) verkennen also die wahre Gefahr, die von uns selber ausgehe, weil wir zu faul seien, für die 2G-plus-Kultur einen PCR-Test zu machen.
    Erstens, sehr geehrter Herr Schöpf, ist es für einen gesunden, ungeimpften Querdenker wie mich mit einem PCR-Test nicht getan: Selbst wenn ich testen ginge, fände ich keinen Einlaß.
    Zweitens, stimmt, ich wollte derzeit auch gar keinen mehr haben. Das liegt aber nicht daran, dass ich mich nicht mehr vom Sofa rollen möchte, sondern daran, dass das, was mit 2G begonnen hat und jetzt schon bei 2G plus ist, nichts, aber auch gar nichts mehr mit sinnvoller Krankheitsbekämpfung zu tun hat: Sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte können sich und andere anstecken, weil die derzeitigen Impfungen das nicht bieten, was sie bieten müssten: Einen Fremdschutz, eine sterile Immunität.
    Ergo: Man könnte die Kultur und die „inaktiven Konsumtrotteln“ ganz einfach – und epidemiologisch sinnvoll und diskriminierungsfrei – von der Couch holen: Mit 1G, aber nicht 1G wie alle geimpft, sondern 1G wie alle getestet (ich persönlich hätte auch nichts dagegen, im Unterschied zu Geimpften für diese Tests selber zu zahlen, sofern man mich dafür von einer Zwangsimpfung verschonte).
    Haken an dieser Lösung: Sie ist politisch nicht opportun, weil man dann anerkennen müsste, dass der „Gamechanger“ Impfung mangels Fremdschutz eben kein wirklicher ist. Don’t get me wrong: Wer sich zum Selbstschutz impfen möchte, soll das tun.
    Drittens haben wir aber noch ein viel größeres Problem als die „Sofa-Gewöhnung“. Wir haben uns schon an viel zu viele überzogene und nicht zielgerichtete Maßnahmen gewöhnt: Gesetzt den Fall, der Impfpflichtzwang wirkt und der letzte Österreicher lässt sich auch noch impfen: Glauben Sie im Ernst, dann habe der ganze überzogene Maßnahmenwahnsinn ein Ende? Nein, denn Ihre „Eintrittsberechtigung“ Impfung verfällt tagesgenau nach derzeit 6 Monaten. Sie werden also bis ans Ende Ihrer Tage Ihr Handy zücken müssen, um Ihr Recht nachzuweisen, Kultur zu genießen. Und das für die Bekämpfung eines Virus, das – bei aller Tragik jedes Todesfalls – für die meisten Leute eben keine ernsthafte Gefahr ist. Glauben Sie im Ernst, das gebe ich mir? Ganz sicher nicht – niemals mehr.
    Mit freundlichen Grüßen

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