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Alois Schöpf
Die da oben sind doch…!
Apropos

Die giftige Bemerkung des SPÖ Fraktionsführers im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Kai Jan Krainer dem ÖVPler Bernhard Ebner gegenüber, in Wien heiße es „Guten Tag“ und nicht „Grüß Gott“, zeigt vor allem eines: Die vergiftete, geradezu hasserfüllte Atmosphäre, die zwischen den Parteien herrscht.

Das Recht der parlamentarischen Minderheit, sprich der Wahlverlierer, Untersuchungsausschüsse einzuberufen, wurde noch unter der SPÖ/ÖVP Koalition 2013-2017 beschlossen.

Schon damals prophezeite der ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, dass die Oppositionsparteien die Chance ausnutzen würden, ununterbrochen die Arbeit der Regierung schlecht zu machen. Und genau so ist es gekommen.

Unter dem Vorwand, man müsse die Korruption bekämpfen und die politische Verantwortung klären, wird wie vor Gericht, allerdings ohne dessen strenge Fairness-Regeln, seit Monaten verdächtigt, unterstellt und beschuldigt, sodass inzwischen immer mehr durchaus der Menschheit wohlgesinnte Bürger zur Ansicht gelangen, dass es zum politischen Geschäft gehört, korrupt zu sein.

Dieses Urteil ist nicht nur krass überschießend! Es bringt auch jenen, die es gebetsmühlenartig wiederholen, kaum Stimmengewinne.

Vor allem jedoch ruiniert es immer gründlicher und nachhaltiger das Vertrauen in unsere staatlichen Einrichtungen. Aus einer gut gemeinten Schnapsidee wurde eine demokratiepolitische Katastrophe.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 17.12.2022


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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Anton Herovitsch

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Wenn ich die Samstagausgabe der Tiroler Tageszeitung aufschlage, ist mein erster Blick auf Ihre Glosse auf Seite 2. Sehr oft teile ich Ihre Meinung, manches Mal bin ich gegenteiliger Ansicht, aber das ist auch gut so, denn auch unter Freunden ist man nicht immer einer Meinung.
    Diesmal haben Sie jedoch den Nagel auf den Kopf getroffen. Oft schon habe ich mich geärgert, wenn wegen Belanglosigkeiten die gewählten Volksvertreter streiten auf Teufel komm raus und einer dem anderen die Hölle auf Erden wünscht. Leider trägt die Berichterstattung in den diversen Medien – hier meine ich vorrangig den ORF – dazu bei, „Gift“ unters Volk zu streuen. Und die diversen Angreifer suhlen sich geradezu in ihren rhetorischen Auswüchsen. Ich denke mir, einen Großteil der Bevölkerung gefallen diese „Schlachtgesänge“. „Der traut sich was“ oder „Ist schon richtig, dös ghört amol gsag!“. Ich wundere mich daher auch gar nicht mehr, wenn die Politikverdrossenheit zunimmt.
    Also nochmals vielen Dank für Ihre klaren Stellungnahmen zu den Tagesgeschehen.

  2. Georg Posch

    Herzlichen Glückwunsch und Gratulation zu ihren Ausführungen,
    Genial und vollkommen richtig auf den Punkt gebracht… Ja diese abgehobenen ehemaligen Wahlverlierer vergiften die politische Stimmung im Land vollkommen, egal ob pinke Krisper, roter Krainer oder blauer Hafenecker. Alle machen sich der schlechten, ja geradezu miserablen Stimmung im Land schuldig… alles, wirklich alles schlechtreden, null realistische Vorschläge etwas besser zu machen, und ein Umgangston der an niedrigem Niveau nicht zu unterbieten ist….
    Ich war bisher mit meinen 55 Lebensjahren ein durchaus politisch interessierter Mensch, wie viele meiner Freunde auch, aber momentan kann man sich politische Sendungen und Nachrichten, wenn man sich nicht ewig in eine negative Stimmungsspirale manövrieren möchte, nicht mehr ansehen… Aus Selbstschutz… Mit der (zugegeben kleinen) Hoffnung auf Besserung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen aus Imst.

  3. Brigitte Geiger

    Gratuliere, das war wieder gut heute.👍 Gehört schon lange und immer wieder angesprochen, dieser Umgang in diesen sogenannten Untersuchungsausschüssen ist unzumutbar.
    Wünsche frohe Weihnachtsfeiertage⭐️⭐️

  4. Andreas Niedermann

    Ich lebe in Wien und werde beinahe tagtäglich Zeuge, wie von der Straße weg Tiroler und andere „Grüß-Gotter“ von der Polizei angehalten und mit Bußen belegt werden. Wo soll das bloß noch enden? Werden die diskriminierten Tiroler schon bald gezwungen – wie einst Wilhelm Tell – den „Guten-Tag-Hut“ zu grüßen?
    In was für Zeiten leben wir nur?
    Guten Tag, kann ich da nur sagen …

  5. Richard Lipp

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Wie wahr! Diese Untersuchungsausschüsse schaden der Demokratie mehr als sie nützen. Die beiden „Kr“ (Krainer, Krisper) sind solche „demokratiepolitischen Katastrophen“ (neben anderen). „Summum ius summa iniuria“, das wusste schon Cicero! Wenn dann einem Tiroler in Wien das „Grüß Gott“ verboten wird, ist das wohl der Gipfel der Intoleranz.
    Mit freundlichen Grüßen

  6. Egon Spiss

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Es ist mir wichtig, Ihnen einen zustimmenden Weihnachtsgruß zu senden. Ihre geradlinige und von Lebenserfahrung geprägte Meinung in der TT zu lesen, tut einfach wohl, umso mehr, wie diese nicht wenig oft gegen den politischen und gesellschaftlichen Mainstream (auch der TT) gerichtet ist. Ich hoffe Sie können und dürfen noch lange auf diese Art Ihre Meinung in der TT kundtun!

  7. Klaus Sprenger

    S.g. Herr Schöpf, lieber Alois!
    Dein heute hier abgedruckter Kommentar von “ Apropos“, schockt mich ein wenig- ich wusste, dass du „Kurzianer“ warst. Ich dachte das wäre überwunden? Dir wäre ein Licht über „Tricksen und Täuschen“ aufgegangen? Wer hat uns in diese derzeitige Sackgasse geführt? Zuerst Kurz und jetzt seine Genossen Nehammer inkl. „Vollhammer“ und leider mit Hilfe der „verkommenen“ Grünen.
    Meine Frage: wie wäre die Atmosphäre von sehr sinnvollen U-Ausschüssen, säßen auf den Positionen von SOBOTKA, HANGER, Stocker andere Leute?? Oder gäbe es noch einen Peter Pilz, mit seiner Genauigkeit? WAS HAT EIN HERR SOBOTKA IN DER PARLAMENTSPOSITION zu suchen- Ausgeburt an Hybris und Überheblichkeit? Der sich nicht an Gesetze hält, sondern „das Gesetz ist“?
    Dein Statement als gestandener Schwarzer (oder doch noch immer Türkiser) ist doch wirklich eine „Verkehrung ins Gegenteil“ bzw. „Realitätsverleugnung“.
    Du überrascht immer wieder, aber das in der Direktheit Geschriebene ist doch echt „GAGA“.
    Weihnachtsblues, oder wie soll ich es einordnen?
    Danke für die Zusammenarbeit bei anderen Themen und: Frohe, besinnliche Weihnacht!

  8. Andreas Niedermann

    Es ist der Job der Opposition, die Arbeit der Regierung „schlecht zu machen“.
    Für die ÖVP war es in der GROKO Lopatka, der dafür gesorgt hat, dass der SPÖ nichts gut geschrieben werden konnte.
    Also bitte: Nicht rumjammern …

  9. Rainer Haselberger

    Das Gute am U-Ausschuss ist:
    Die Parlamentarier und Regierungsmitglieder sind selbst die Opfer ihrer Werke! Vielleicht verbessert das Lernen aus den eigenen Fehlern künftige Gesetzgebungsprozesse.

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