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Westfälischer Friede

Manche aus meinem Bekanntenkreis waren, abgesehen von COVID-19, schon bisher so querdenkerisch und esoterisch unterwegs, dass sie für eine nähere Beziehung nicht infrage kamen. Inzwischen hat es aber auch in ihrem Vernunftgebrauch durchaus geübte Zeitgenossen erwischt, deren Freundschaft und Zuneigung ich nicht auch noch, zu allem anderen, dem Corona Virus opfern möchte.

Was jedoch ist zu tun, wenn man ein WhatsApp bekommt, in dem man vor die Wahl gestellt wird, sich entweder gegen die Impfpflicht auszusprechen oder das Ende einer Beziehung zur Kenntnis zu nehmen? Angesichts eines solchen doch eher brutalen Angebots ist mir der „Westfälische Friede“ von 1648 eingefallen. Durch ihn wurde der 30-jährige Krieg beendet und der Glaube an diesen oder einen anderen Gott zum ersten Mal von der Politik ferngehalten.

Daraus könnten wir lernen: In gleicher Weise nämlich, wie wir es gewohnt sind, als Christen, Moslems, Agnostiker und Atheisten zusammenzuleben, ohne uns die Schädel einzuschlagen, sollten wir zumindest im privaten Bereich, um den Frieden zu retten, auch über Fragen der Pandemie jegliche Debatte verweigern. Dies schließt, wie etwa die Kirchensteuer zeigt, bei der im Lauf des Lebens ordentliche Beträge zusammenkommen, nicht aus, dass bestimmte Weltanschauungen eben mehr kosten als andere. Im konkreten Fall Verwaltungsstrafen, wenn man sich partout nicht impfen lassen möchte.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. eibel

    schöner, wahrer Satz: …. bestimmte Weltanschauungen eben mehr kosten als andere.

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